Samstag, 29. Mai 2010
Fast Weltweit – Teil III: "Anzuecken war in Bad Salzuflen nicht schwer" – Interview mit Fast Weltweit-Produzent Frank Werner
Rita
...und sonst so
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Bernadette LaHengst
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Bernd Begemann
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Die Bienenjäger
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Die Sterne
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Die Time Twisters
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Fast Weltweit
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Interview
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Jetzt
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Frank Werner, Klangforschung 1983 ©Axel Peter |
Er war Mitbegründer und Produzent von Fast Weltweit. In seinem Studio Klangforschung in Bad Salzuflen jammten ab Anfang der 80er Jahre u.a Leute wie Bernd Begemann, Frank Spilker, Jochen Distelmeyer, Bernadette La Hengst, Michael Girke und Achim Knorr und schufen eine neue Avantgarde von deutschsprachiger Musik, wie es sie zuvor nicht gab.
Frank Werner erzählt u.a. von den Anfängen, den Einflüssen und dem Kleinstadtleben. Er berichtet über zwischenmenschliches und beantwortet die Frage nach der von vielen sehnsüchtig erwarteten Wiederveröffentlichung des alten Fast Weltweit-Materials.
Frank Werner geht in eine Klasse über meiner und sieht aus wie John Lennon.
Punkt für ihn.
Spielte Blues-Mundharmonika auf dem Schulfest.
Hm…
Das ist etwas Hippie, Abzug in der B-Note.
Frank Werner hat ein Vierspur-Tonbandgerät.
Oh mein Gott.
Ein Vierspur-Tonbandgerät, werter Herr, ist in den späten Siebzigern in der Provinz, um die Schande komplett zu machen auch noch in Ost-Westfalen, ein äußerst seltenes und wertvolles Tier.
Gegenstand von Legenden und Begehren.
Die Beatles hatten bloß drei Spuren-man könnte eine Spur besser sein als die Fab Four!
Frank macht Experimente mit Naturgeräuschen, läßt Vogelstimmen rückwärts laufen usw.
Na ja, er lebt am Waldrand, wie man so hört.
„Hey Werner! Schon mal daran gedacht, ein Lied aufzunehmen? Kannst du das überhaupt mit deiner Maschine?
Oh, es ist eine Tascam.“ Keine Ahnung, wovon er spricht.
Frank Werner macht das alles Spaß, er lebt ein halbes Jahr lang von Haferflocken und kauft eine ACHT- Spur.
Baut die modrige Garage eines Nachbarn aus. Wow, hier könnten wir Schlagzeug aufnehmen! Wie bei richtigen Platten! Da ist dieser Sohn von Landschaftsgärtner Spilker, die haben eine Band, nennen sich Discount, das ist mehr so Wave und die singen englisch aber die haben einen RICHTIGEN SCHLAGZEUGER!
Wenig später singt „Spüli“-Spilker deutsch, weil es interessanter ist und nennt seine Bands nur noch „Die Sterne“.
Zitat von Bernd Begemann
Begann alles mit einer Schulfreundschaft, oder wie muss man sich den Anfang des Anfangs vorstellen?
Ja, ich habe Bernd Begemann, Martin Stammeier und Frank Jacobs in der Schule kennengelernt. Ich war ein bisschen älter, und Bernd hat sich in der Pause immer in die Raucherecke des Schulzentrums gemogelt; die Mittelstufe musste rauchfrei draußen bleiben, während die Oberstufe stänkern durfte. Bernd und Frank hatten eine Punkband mit dem Namen Vatikan und suchten jemanden, der ein Tonbandgerät hatte. Ich hatte ein Tapedeck und wir haben drei Tage lang in einem leerstehenden Gemeindehaus mit geliehenem Mischpult und Mikrofonen ein Demotape aufgenommen. Das hat mich „punkifiziert“.
Zu Vatikan habe ich direkt Frank Jacobs befragt:
Vatikan 1980 (Bernd Begemann, Frank Jacobs, Martin Stammeier) |
Frank Jacobs, 19.05.2010
Vatikan 1980 Bad Salzuflen ©Martin Stammeier |
Um Bernd frei zu zitieren, „Punk heißt nicht nur Dosenbier trinken und in die Fußgängerzone kotzen“. Es heißt auch, eine eigene Meinung, einen Standpunkt zu finden und sich die Freiheit zu nehmen, „Nein“ zu gewissen Dingen zu sagen. „Anzuecken“ war in Bad Salzuflen nicht schwer. Die Stadt besaß eine sehr alte Bevölkerung mit wenig Toleranz gegenüber Jugendlichen und zackiger „Runter vom Rasen“-Mentalität. Statistisch gesehen war es der Ort mit dem höchsten Anteil älterer Menschen in der damaligen BRD. In einer kleinen Stadt ist es bestimmt schwieriger, Gleichgesinnte zu finden, als in einer Großstadt und man arrangiert sich eher mit Menschen, die in einer großen Stadt nicht unbedingt zur eigenen Szene gehört hätten. Es gab einen kleinen Indie-Plattenladen. Das war ein guter Platz, Gleichgesinnte zu treffen oder kennenzulernen.
Klischeemäßige Kleinstadtpunks waren wir sicher nicht, mit meiner John-Lennon-Frisur und Nickelbrille hätte mir das auch niemand abgenommen. Punks? Frank Jacobs hat bei Out of Order und bei Vatikan Bass gespielt. Out of Order war eine britische Punkband aus Herford. Es waren Kids britischer Eltern. In Herford gab es eine große britische Garnison. Meine kleine Schwester hatte englische Soldatenfreunde und eine Irokesenfrisur, zur Verzweiflung meines Vaters. Bernd verließ nach einigem Ärger auf seiner alten Schule den Ort Bad Salzuflen und hatte eine kleine Wohnung in Herford. Ich machte nach meinem Abi Zivildienst in einer Drogenklinik im Sauerland. Nach dem Dienst und dem vollendeten 21. Lebensjahr zahlte mir mein Vater einen kleinen Bausparvertrag aus. Von dem Geld konnte ich mir eine kleine Vierspurmaschine und ein kleines Mischpult kaufen. Mit dem Equipment tingelte ich durch diverse Übungsräume und nahm auch Bands live auf. So entstanden Kontakte zu einer Herforder Band mit dem Namen The Toll. Andreas Henning, Michael Girke, Jürgen Jahn, Cord Bude und Rolf Birkfeld (R.I.P.) spielten in der Band Funpunk mit viel Ska-Einfluss. Saxofon, Keyboard, alles sehr schnell gespielt, rhythmisiert und deutsche Texte. Sie hatten ihren Übungsraum in einer alten Schokoladenfabrik. Wir improvisierten aus großen Schokoladenkartons eine Schlagzeugkabine und nahmen eine Kassette auf. Die Kassetten wurden im besagten Plattenladen, an Freunde und auf Konzerten verkauft. Aus diesen Kontakten und gemeinsamer Musik entwickelten sich viele Freundschaften. So entstand ein kleines „fast weltweites“ Netzwerk von Freunden. Sehr viel hat einfach im Privaten, in Wohnungen stattgefunden und man hat sich gegenseitig besucht, sich Songs vorgespielt, diskutiert und dann Dinge unternommen, ist z. B. zum Forum in Enger gefahren, einem privat organisierten Musikclub mit einem ausgezeichneten Konzertprogramm. Das war für viele regelmäßiger Treffpunkt und verlängertes Wohnzimmer.
Nach der Auflösung von Vatikan waren The Toll die erste Band der frühen Fast Weltweit-Geschichte. Die Gruppe hatte Energie und Charme und eine wechselnde große Besetzung (später u. a. mit Heike Hickmann am Saxofon und Christian Methe am Schlagzeug). Sie hatten Keyboards und Bläser, benutzten Super-8-Filme auf der Bühne. Das gefiel. Michael Girke verließ 1982/83 die Band und lernte einen gewissen Bernd Begemann kennen. Es gab Ambitionen zu einer gemeinsamen Band und es gab Aufnahmen. 1983 lösten sich The Toll auf. Andreas Henning und Heike Hickmann bildeten die Milk-pops — poppiger Folk mit viel Jonathan-Richman - und Cherry-Red-Einfluss.
The Toll, Herford 1981 (Michael Girke l., Michael Henning r.) |
Gegründet wurde Fast Weltweit 1985 in Herford im Hinterzimmer einer kleinen Kneipe. Die damaligen Hauptbands kamen aus Herford: Die Time Twisters (Andreas Henning, Jürgen Jahn, Frank Jacobs). Jetzt! mit Michael Girke und Der Fremde mit Achim Knorr und den Salzuflern Andreas Reth und Andrea Kilian. Weitere Bad Salzufler waren: “Twister” Frank Jacobs und die späteren Die Sterne mit Frank Spilker und Mirko Breder und der besagte Tontechniker Frank Werner. Bernd hat zu dem Zeitpunkt schon in Hamburg gelebt und war geistig-moralisch eher unser Mentor und sehr mit seiner Band Die Antwort beschäftigt. Jochen Distelmeyer und Bernadette Hengst kamen 1987 hinzu. Jochen aus Brake und Bernadette wiederum aus Bad Salzuflen. Dass das Studio in Salzuflen seinen Standort hatte, ist eher dem Zufall zuzuschreiben, dass in dem Haus, in dem ich lebte, eine größere alte Bruchsteingarage frei wurde. Die Vermieterin hatte mir 1984 den Umbau erlaubt. Als erste Aufnahme wurde dort die erste Single von Jetzt! aufgenommen und das erste Demo von Bernds Band Die Antwort.
Woher kam letztendlich der Impuls, sich von den gängigen Vorstellungen von kleinen „Alternativ-/Punkbands“ dieser Zeit zu Texten und Musik zu lösen und etwas Eigenes zu verwirklichen? Gab es Vorbilder?
Viele britische Bands, auch amerikanische und deutsche, der Einfluss ist bei jedem der Akteure ein wenig anders und wirklich breit gefächert: The Jam, Fehlfarben, Ton Steine Scherben, Talking Heads, Prefab Sprout, S.Y.P.H., Japan, TV Personalities, Jonathan Richman & the Modern Lovers und viele andere.
Wie habt ihr andere musikalische Neuerungen in dieser Zeit wahrgenommen, wie z. B. die Einstürzenden Neubauten, Die Tödliche Doris und Ähnliches?
Wahrgenommen schon, aber so spannend waren die frühen Neubauten auch nicht. Das war Theater und Performance. Im Forum war beim Auftritt der Neubauten bei den Betreibern der Schrecken groß, als einer der Akteure die Bühne mit dem Bohrhammer bearbeitete.
Die Tödliche Doris hatte eine kleine Spielpuppe als Abspielgerät für eine Kleinstauflage von Miniaturplatten erfunden. Das hat mir sehr imponiert.
Wirklich wichtige und bezeichnende Neuerung war der gegenseitige menschliche und musikalische Support der Fast Weltweit-Musiker untereinander und die damit verbundene Wertschätzung füreinander. Das war in dieser Zeit überhaupt nicht selbstverständlich — eine typische deutsche Band der mittleren 80er-Jahre war auf Abgrenzung und den eigenen Erfolg bedacht. Ein geflügeltes Wort dieser Unkultur oder des „Zeitgeistes“ war das Adjektiv „professionell“, meist im Kontext mit Sound, Wirkung und Auftreten gebraucht und eine Lieblingsvokabel von ambitionierten Musikalienverkäufern und Musikzeitschriften, um die beschworene Potenz der beworbenen Ware zu unterstreichen.
Wie groß schätzt du den Einfluss der 1. NDW auf das Fast Weltweit-Werk ein?
Nach dem Auslaufen der NDW wollte niemand mehr deutsche Texte hören. Es war sehr schwer, Auftritte zu kriegen und Gehör zu finden. Alle Welt fing wieder an, drittklassiges Englisch zu singen.
Fehlfarben hatte auf alle eine Wirkung. Horst Luedtke, Produzent von Monarchie und Alltag hat 1989 eine Woche Bernadette in der Klangforschung produziert. Geplant war eine Single. Er kam im Mercedes, trug Cowboystiefel und wohnte im Maritim. Die Aufnahmen waren sehr spannend und haben mich positiv beeinflusst.
Der Name „Fast Weltweit“ klingt nach Fernweh und dem Erhört-werden-Wollen. Weißt du noch, wie ihr darauf kamt?
Der Name wurde von Michael Girke erfunden.
War das Verhältnis zur ostwestfälischen Provinz bei allen negativ besetzt, oder gab es Fast Weltweit-Künstler, die keine Sehnsucht nach Großstadt hegten?
Von Jochen gibt es auch ein Stück Nieder mit der Großstadt aus dieser Zeit. Städte wie Hamburg und Berlin bieten einfach mehr musikalische und kulturelle Möglichkeiten und ein anderes Lebensgefühl. Die Time Twisters waren immer sehr bodenständig. Michael ist nach drei Jahren Berlin nach Herford zurückgekehrt.
Wurde der Weggang der meisten nach Hamburg, Köln, Berlin, Hannover etc. für die Zukunft des Labels als Gefahr oder als Chance wahrgenommen? Ging das Zentrale, die eingeschworene lokale „Community“ dadurch verloren?
Nein, eher als Chance. Die meisten „Weltweits“ haben ab 86/87 schon in Hamburg, Berlin oder Köln gewohnt. Wir haben das genutzt, als Label ein bisschen ein größeres Unternehmen mit „Geschäftsstellen“ in den besagten Orten zu imitieren. Das hat bei Kontakten und Konzerten sehr geholfen.
Wie eifrig arbeitete man daran, nicht nur tolle Lieder aufzunehmen, sondern auch bekannt zu werden?
Es war ein riesiger Vorteil, im Team zu arbeiten und Kontakte zu finden und zu teilen.
Wann setzte sich die Erkenntnis durch, dass diese Gemeinschaft als Gemeinschaft keine Zukunft haben wird? Immerhin zeigt euch noch ein Gruppenfoto von 1989 trotz unterschiedlichster Wohnorte als große, recht homogen wirkende Gruppe.
Das war ein schleichender Prozess nach 1989/90. Ich habe danach noch öfter mit Bernd Begemann, dem „Fremden“ Achim Knorr und den Time Twisters zusammengearbeitet. Jochen, Bernadette und Frank Spilker hatten sich mit neuen Bands komplett neu orientiert.
Wurde mit Fast Weltweit jemals Geld verdient oder nur Geld reingesteckt?
Ich persönlich habe keine Schulden gemacht, viel Geld in Equipment und Studioausbau gesteckt. Ich möchte die Erfahrung nicht missen.
Obwohl seit Anfang der 80er auf dem Markt, wurde nie etwas auf CD rausgebracht. War das eine bewusste Entscheidung gegen das Medium oder eher eine technische bzw. finanzielle Überlegung?
Eine CD-Produktion war damals viel teurer als heute, das Glasmaster hätte ein kleines Vermögen gekostet. Dies hätte sich bei den kleinen Fast Weltweit- Auflagen nicht gelohnt. Die Plattenläden hatten zu dem Zeitpunkt ein viel umfangreicheres Sortiment an LPs im Vergleich zu CDs. Im Studio hatten wir ab 1986 einen PCM-Prozessor von Sony, den Vorläufer der DAT-Technik, und haben darauf schon digital gemastert; zwar umständlich über VHS-Bänder und geschalteten DA-Prozessor mit grausam langen Spulzeiten, aber mit 16 bit Auflösung.
Die Vorteile des Digitalen lagen, liegen vor allen Dingen in der Kopierbarkeit ohne qualitativen Verlust. Viele der analogen 2-Spur-Master aus der frühen Fast Weltweit-Zeit, z. B. das Master der ersten LP oder von Michaels erster Single, sind nach dem Weg zum Masterstudio und Presswerk verloren gegangen.
Du wachst über die Fast Weltweit-Schätze. Hat alles die Zeit überlebt oder sind schon Verluste zu beklagen?
Nach der Erfahrung mit dem Verlust der ersten Analog-Master habe ich damals schon fast alles digital kopiert und doppelt und dreifach gesichert. Diese digitalen Bänder zeigen heute auch Auflösungserscheinungen, zwei Drittel habe ich bereits durch Überspielung auf den PC und andere Medien gerettet.
Gibt es abseits der damaligen Fast Weltweit-Veröffentlichung weiteres brauchbares unveröffentlichtes Material?
Ja, einiges, z. B. die Aufnahmen von Frank Spilkers früherer Band Arthur Dent oder die zweite Platte von Der Fremde, die komplett fertig produziert, aber aus finanziellen Gründen von What’s So Funny About Anfang der 90er nicht veröffentlicht wurde. Die Aufnahmen von Jetzt! und Die Bienenjäger gefallen mir auch sehr gut.
Der Fremde, Berlin Tacheles 1990 ©Matthias Weber | von links nach rechts: Frank Spilker, Achim Knorr, Andreas Reth, TThomthom Geigenschrey |
Jochen Distelmeyer meinte in einer mittlerweile in die Jahre gekommenen Aussage, dass die Zeit für eine Wiederveröffentlichung noch nicht reif sei. Wann wird die Zeit reif sein? Wie wird das Thema „Wiederveröffentlichung“ von den anderen Beteiligten gesehen?
Dies ist nicht nur eine finanzielle, sondern gerade auch eine künstlerische Entscheidung: Ein Künstler entwickelt sich im Laufe der Jahre. Allein stimmlich und gesangstechnisch sind die Distelmeyers, La Hengsts und Spilkers dieser „fast weltweiten“ Welt heute viel besser und pointierter geworden. So gesehen hadern die meisten Beteiligten beim Hören alter Aufnahmen mit ihrer Stimme. Eine andere Ebene ist der Text und die Musik. Die Leute stehen heute in ganz anderen Lebensbezügen und haben sich natürlich weiterentwickelt: künstlerisch, musikalisch und politisch.
Ich habe vor einem Jahr auf ByteFM ein Stück von den Bienenjägern gehört. Der Moderator meinte, musikalisch hätte sich bei Blumfeld nicht so viel geändert, die Texte seien später halt altklüger und überlegter geworden, ihm würden die alten Sachen mehr gefallen. Außerdem seien „die Sachen damals bei Fast Weltweit veröffentlicht worden, einem Label, ohne das die Hamburger Schule hätte einpacken können“ ;).
Ich habe mich natürlich über das Lob gefreut. Auf der anderen Seite will kein Künstler so eine Kritik hören und die Kontrolle behalten über eigene Veröffentlichungen. Musiker stehen bei ihren Veröffentlichungen auch unter ökonomischem Druck und Veröffentlichungen müssen zu aktuellen Arbeiten „passen“. Da sind andere Künste mit Werkschauen und Retrospektiven wirklich offener und haben einen anderen „Markt“. Ein anderer Weg der Auseinandersetzung ist das Covern von Songs alter Mitstreiter. Bernadettes Version vom Dorf am Ende der Welt ist ein schönes Beispiel dafür.
Wie siehst du das? Würde es dich als Produzenten persönlich reizen, alles aufzuarbeiten?
Ich höre die Sachen heute noch sehr gern; Coverversionen von alten Stücken wären aber spannender ;).
Wenn die Zeit für eine Wiederveröffentlichung noch nicht gekommen ist — warum war dann die Zeit für die sehr schöne Ausstellung „Stadt.Land.Pop.“ letztes Jahr über Fast Weltweit schon reif?
Von wem ging dazu der Impuls aus?
Der Impuls kam von außen: von der Literaturkommission für Westfalen, im Konkreten von Moritz Baßler, Walter Gödden, Jochen Grywatsch und Christina Riesenweber. Wir waren alle recht überrascht über das Interesse an dem Thema.
Fast Weltweit war ein Teil der Ausstellung. Es ging im Besonderen auch um Die Sterne, Bernadette La Hengst, Bernd Begemann und Erdmöbel. Es gab einen sehr umfangreichen Begleitband zur Ausstellung mit viel journalistischer und wissenschaftlicher Recherche. Stadt.Land.Pop. war ein interdisziplinäres Projekt und hatte Unterstützung im Lehrbetrieb der Universitäten Paderborn und Münster. Es gab während der Laufzeit der Ausstellung ebenfalls einige Konzerte.
Was war dein Anteil?
Ich habe Gespräche geführt und sehr viel Material zusammengestellt, Interviews digitalisiert, für das Buch Cover, Texte usw. gescannt, den Ton für das auf der Ausstellung gezeigte Fast Weltweit-Promovideo restauriert usw. Michael Girke und ich haben ein Videointerview gegeben, das ist auf der DVD-Beilage zum Ausstellungskatalog zu finden. Die anderen haben wundervolle Beiträge zum Buch geschrieben, Konzerte und Interviews gegeben. Die Hauptarbeit haben aber die Mitarbeiter der Literaturkommission und die Beteiligten des Museums für Westfälische Literatur in Oelde-Stromberg erledigt. In deren Arbeit haben wir uns bewusst nicht eingemischt.
Die Fülle des Materials, welches bei der Recherche zutage kam, hat mich persönlich dazu bewogen, die Fast Weltweit-Website zu revampen. Dirk Bogdanski vom Kulturgut Nottbeck hat viele Fotos zur Verfügung gestellt und so bleibt ein Eindruck dieser Ausstellung virtuell erhalten. Die Arbeit an dem Blog hat danach eine Eigendynamik entwickelt, auch weil ich alte Bezüge und Neues mische.
War es schwierig, die Beteiligten zur Zusammenarbeit zu bewegen?
Anfänglich schon, es war eine seltsame Vorstellung, auf einmal Teil einer musealen Ausstellung zu sein ;) .
Fast Weltweit hat eine aus heutiger Perspektive sozusagen mystische Figur – das damalige Vorbild von Jochen Distelmeyer, den Mitbegründer von FW: Michael Girke. Seine Band Jetzt! hat großartige Lieder aufgenommen. Wie siehst du die Chance, speziell diese in digitaler Form der breiten Öffentlichkeit zugänglich zu machen?
Das wäre eine gute Frage an Michael.
Das Lied, in dem alle Fiesen sterben von Michael Girke ist ein sehr resignierend wirkendes Lied über den künstlerischen Abschied, in dem am Ende die Bürde an Bernd Begemann übergeben wird. Ist dies tatsächlich als Abschied gedacht und damit auch zeitlich die letzte Aufnahme von Michael Girke?
Ja, es war eine Live-Aufnahme im Studio; die Session war die letzte Aufnahme von Michael im Studio.
Unter welchen „Fast Weltweits“ bestehen auch heute noch enge Kontakte, Kollaborationen?
Alle haben Kontakt untereinander. Mal wird gestritten, mal wieder vertragen, wie bei alten Freundschaften ;). Es gibt natürlich auch Streite, die etwas länger dauern ;)…
Es heißt, das Verhältnis zwischen Jochen Distelmeyer und Bernd Begemann sei nicht das allerbeste. Kannst du die Ursachen aus deiner Perspektive schildern?
Das wäre eine Frage an die beiden Beteiligten.
Frank Werner |
Wie viel Platz nimmt Fast Weltweit heutzutage in deinem Leben ein?
Es sind meine Freunde. Wir haben fast alle Kontakt, telefonieren und mailen uns und treffen uns bei Gelegenheit.
Frank Werner, 28.05.2010
Vielen Dank an Frank Jacobs, Volker Koring und Susanne Beimfohr für den Support bei diesem E-Mail-Interview.
Wir danken Frank Werner vielmals für die viele Zeit, die er uns für das Interview und die umfangreiche Unterstützung dieser kleinen Serie geopfert hat!
Viele weitere Infos finden sich auf der Fast Weltweit-Homepage, die von ihm betrieben wird.
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