Mittwoch, 25. Mai 2011
Kleinode deutschsprachiger Musik (4): Comedian Harmonists - Wochenend und Sonnenschein (1930)
In einer losen Serie stelle ich Werke vor, die vordergründig eines gemeinsam haben: Sie wurden in deutscher Sprache verfasst. Das alleine ist natürlich keinerlei Qualitätskriterium. Nein, mich interessiert ein kreativer Umgang mit selbiger.
Beim letzten Mal war es ja schon sommerlich - deswegen eine thematische Fortsetzung (allerdings läuft es im Lied nun in Liebesdingen deutlich besser).
Wochenend und Sonnenschein ist ein Lied, das natürlich jeder kennt. Umso interessanter ist ein näherer Blick darauf. Es erschien zur frühen Glanzeit der ersten deutschen Boygroup, den Comedian Harmonists, zeitgleich mit Perlen wie Ein Freund, ein guter Freund und Veronika, der Lenz ist da.
Wochenend und Sonnenschein ist ein Lied, das natürlich jeder kennt. Umso interessanter ist ein näherer Blick darauf. Es erschien zur frühen Glanzeit der ersten deutschen Boygroup, den Comedian Harmonists, zeitgleich mit Perlen wie Ein Freund, ein guter Freund und Veronika, der Lenz ist da.
Eigentlich ist es ein Cover, denn die Melodie stammt vom ein Jahr vorher in den USA erschienenen und wohl bis heute als inoffizielle Hymne der Demokratischen Partei geltenden Happy days are here again:
Der deutsche Text stammt von Charles Amberg (Muss man nicht kennen, aber er schrob z.B. auch für Hans Albers) und ist, man muss es sagen, sehr offensiv bezüglich zwischenmenschlicher Vergnügungen. Das traut man der Zeit ja oft nicht zu, aber der Zeitgeist schien 1930 so offen gewesen zu sein, dass auch dieses doch recht blasphemische Werk über außerehelichen Geschlechtsverkehr viel Anklang gefunden hat und bis heute mit der größte Hit der Comedian Harmonists ist.
Wochenend und Sonnenschein
und dann mit dir im Wald allein,
weiter brauch ich nichts zum Glücklichsein,
Wochenend und Sonnenschein.
Über uns die Lerche zieht,
sie singt genau wie wir ein Lied,
alle Vöglein stimmen fröhlich ein,
Wochenend und Sonnenschein.
Kein Auto, keine Chaussee,
und niemand in unsrer Näh.
Tief im Wald nur ich und du,
der Herrgott drückt ein Auge zu,
denn er schenkt uns ja zum Glücklichsein
Wochenend und Sonnenschein.
Damit unterscheidet es sich schon sehr vom unverfänglichen, einfach nur fröhlichen, englischen Original. Mich faszinieren diese perfekten Harmonien in Kombination mit dem unglaublich gut durchdachten Text.
Da 3 der 6 Mitglieder "Nicht-Arier" waren, musste die Gruppe 1935 getrennte Wege gehen und kam nie wieder in Originalbesetzung zusammen. Es stimmt einen traurig, dass zwar viele tolle Künstler in der Zeit der Weimarer Republik wirkten, nach dem Krieg aber der Zeitgeist so bieder und kleinbürgerlich geworden ist, dass praktisch keiner an seine früheren Leistungen anknüpfen konnte.
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