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Samstag, 25. Juni 2011

Ein Brief an Conor Oberst

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Pressefoto

Lieber Mr Oberst,

vor einigen Tagen durfte ich Sie und Ihre wundervolle Band in einer größeren Halle in einer größeren Stadt erleben. Mit gemischten Gefühlen besuchte ich dieses Konzert, wusste ich doch nicht genau, was ich von ihrem letzten Album 'The People's Key' so halten soll. Um ehrlich zu sein - es verstörte mich. So glatt, so uninteressant und fast schon nichtssagend, kannte ich Sie gar nicht. Nun kann man ja auch nicht immer und immer wieder die besten Lieder der Welt schreiben und natürlich hat der gemeine 'Fan' auch meist viel zu hohe Erwartungen an Musiker wie Sie. Das weiß ich ja auch. Daher gab ich diesem Album eine Chance. Allerdings brachte das auch nichts, Entschuldigung.

So spielten Sie also in dieser Halle mit ihrer Band auf und irgendwo war ich nun doch ein wenig gespannt. Schließlich gab es ja Gerüchte, dies sei die letzte Tour der Bright Eyes jemals. Auch wenn ich diesen Aussagen nicht so wirklich Glauben schenken mag - immerhin war das Konzert arg schnell ausverkauft. Und ja, es war auch Freude im Spiel. Immerhin sind Ihrer Band so großartige Meisterwerke wie 'If Winter Ends' oder auch 'Land Lock Blues' zuzuschreiben, die mich immer wieder bis ins Mark erschüttern und mich zu der Frage bringen, wie man so etwas macht. Solche Musik.

Doch meine aus dem Nichts begründete Vermutung, dass mich dieser Abend mit Ihnen und Ihrer Band in etwa so verstören würde, wie ihr letztes Album, sollte bestätigt werden. Da kommen Sie nun alle auf die Bühne, die aussieht wie eine Bühne von U2 oder zumindest, nun ja, The National. Warum diese multimedialen Einschübe? Warum diese Lichtshow? Das habe ich nicht verstanden. Sie müssen wissen, sobald diese mich (und einige andere Menschen) überfordernden Elemente zumindest für ein paar Lieder ausgeblendet wurden, da war ich fasziniert. Von der Musik. Von den Bright Eyes.Von diesen unglaublich großartigen Musikern, die Sie allesamt sind. Und selten war ich bei einem Konzert so ergriffen, wie in dem Moment, als Sie 'Padraic My Prince' anstimmten. Dass ein Mensch so viel Schmerz in der Musik ausdrücken kann, war mir nicht bewusst, bevor ich dieses Lied jemals gehört hatte. Und genau so schlug es mir auch in die Magengrube, als Sie es nun an diesem Abend anstimmten. Es mag dumm sein, dies zu sagen. Jedoch wird einem in solchen Momenten bewusst, dass man noch lebt. Und empfindet.

Und wenn Sie dann wieder Lieder von ihrem letzten Album spielten, wirkten Sie so unglaublich lustlos. Teilweise ziemlich verrückt. Wie Sie da über die Bühne torkelten, ein Hip Hopper erster Klasse sein wollten und so ziemlich jede Textzeile in einer Geste darstellen mussten - das konnte ich nicht verarbeiten. Nicht zusammen mit dieser multimedialen Hintergrundshow. Nichtsdestotrotz war es wohl eines meiner schönsten Erlebnisse, die ich hatte. Eben weil Sie neben all diesen mich verwirrenden Aktionen auch immer noch der Musiker sind, den ich so sehr wertschätze. Und weil ich mit Ihrer Musik wahrscheinlich viele emotionale Erlebnisse verbinde. Eine Freundin sagte mal, sie wolle den Moment, in dem Sie auf einer Bühne stehen und Ihre Musik spielen in ein Marmeladenglas abfüllen, damit sie ihn nie verliert und er immer da ist. Genau das empfand ich auch so. Ich möchte mich bei Ihnen bedanken. Irgendwie. Wie genau, das weiß ich nicht. Dafür bin ich noch zu verwirrt von Ihnen. Deshalb sage ich nur Danke. Und habe mein ganz persönliches Marmeladenglas, auf dem 'Bright Eyes' vorne drauf steht. Und sollte das wirklich Ihre letzte Tour sein, so werden dieses Marmeladenglas und sein Inhalt wohl auch immer so bleiben.


Alles Liebste,
Rita.

P.S. Sie hätten es sich aber wohl sparen können, Ihr Publikum anzuspucken und dabei ein Gesicht zu treffen. Sowas macht man nicht. Auch Sie nicht. Vielleicht Peter Doherty an seinen guten Tagen. Aber nicht Sie. Das hat mich enttäuscht.
Was ich Ihnen wiederum hoch anrechne ist, dass sie den grandiosen Nik Freitas mit auf Tour nahmen. Es war schön, ihn mal vor mehr als zehn Leuten zu sehen. Sie haben schon Recht, dieser Mann muss (!) gemocht werden. Er ist wundervoll.

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