Mittwoch, 22. Juni 2011
Kleinode deutschsprachiger Musik (8): Freddy Quinn - So geht das jede Nacht (1956)
Christian
Bernd Begemann
,
Dirk Darmstaedter
,
Freddy Quinn
,
Kleinode deutschsprachiger Musik
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In einer losen Serie stelle ich Werke vor, die vordergründig eines gemeinsam haben: Sie wurden in deutscher Sprache verfasst. Das alleine ist natürlich keinerlei Qualitätskriterium. Nein, mich interessiert ein kreativer Umgang mit selbiger.
Freddy Quinn, 50er ©Öster.Institut f. Zeitgeschichte, Wien-Bildarchiv |
Es ist schwer interessante Musik und Liedtexte aus der Zeit der ersten 20 Jahre nach dem zweiten Weltkrieg zu finden. Der Zeitgeist war leider nach der tollen, progressiven Zeit der 20er / Anfang 30er Jahre unvorstellbar bieder und förderte damit nicht grade die Kreativität und Experimentierfreude der Komponisten. Recht mutig wirkt deswegen dieser Titel, der 1956 von Freddy Quinn sogar beim Grand Prix gesungen wurde.
Gerade von ihm kennt man ja sonst nur schnulzige, spießige Seefahrerromantiklieder. Musikalisch ist das Lied klar am Puls der Zeit, zumindest für westdeutsche Verhältnisse. Es ist recht flott und greift bereits einige Elemente des grade aufblühenden amerikanischen Rock'n'Roll auf.
Das muss wohl an der opportunistischen Haltung des Komponisten Lotar Olias - NSDAP-Mitglied seit 1932 - gelegen haben , der sich laut Vita scheinbar immer dem Trend angepasst hat, was von 1933-45 zu widerwärtigen Dichtungen führte.
Das muss wohl an der opportunistischen Haltung des Komponisten Lotar Olias - NSDAP-Mitglied seit 1932 - gelegen haben , der sich laut Vita scheinbar immer dem Trend angepasst hat, was von 1933-45 zu widerwärtigen Dichtungen führte.
Inhaltlich (der Text geht nicht auf Olias' Konto) ist das ganze schon ungewöhnlich. Zwar versucht der Ich-Erzähler die Besungene ins schlechte Licht zu rücken, aber er scheitert daran auf eine unterhaltsame Weise. Mag man anfangs aus einer konservativen Perspektive noch zu ihm halten können - schließlich wirbt er anständig seit Ewigkeiten um sie, während sie sich ständig mit unterschiedlichen Typen rumtreibt, so demontiert er sich doch in der letzten Strophe selbst, indem er zugibt bzw. vorgibt sich ebenfalls jede Nacht mit einer anderen zu amüsieren.
Am Sonntag mit Jimmy, am Montag mit Jack
Am Dienstag, da gehst du mit Johnny weg
So geht das jede Nacht (So geht das jede Nacht)
So geht das jede Nacht (So geht das jede Nacht)
Das hätt' ich nie, nie, nie von dir gedacht
Ich schenk' dir Blumen und fahr' dich ins Büro
Führ' deine Mutter jeden Sonntag in den Zoo
Doch dich bringt am Mittwoch der Billy nach Haus'
Am Donnerstag gehst du mit Tommy aus
So geht das jede Nacht (So geht das jede Nacht)
So geht das jede Nacht (So geht das jede Nacht)
Das hätt' ich nie, nie, nie von dir gedacht
Ich hab' dich damals als Baby schon geliebt
Jetzt hab' ich Boogie und den Cha Cha Cha geübt
Doch du tanzt am Freitag, am Freitag mit Ben
Samstag mit einem, den ich nicht mal kenn'
So geht das jede Nacht (So geht das jede Nacht)
So geht das jede Nacht (So geht das jede Nacht)
Das hätt' ich nie, nie, nie von dir gedacht
Doch wenn du gedacht hast, ich sitze zu Haus'
Ich geh' jeden Tag mit 'ner and'ren aus
So geht das jede Nacht (So geht das jede Nacht)
So geht das jede Nacht (So geht das jede Nacht)
Das hätt'st du nie, nie, nie von mir gedacht
Das Lied beschreibt einerseits ein erstaunlich promiskuitives Leben, andererseits taugt es nichts als Moralkeule. Man weiß leider nicht mehr, welchen Platz das Lied damals belegt hatte. Was man allerdings weiß ist, dass Dirk Darmstaedter & Bernd Begemann mit ihrer Coverversion 2010 bei Raab den mit Abstand letzten Platz gemacht haben. Ich denke mal das ist ein gutes Zeichen, sowohl für die Qualität des Liedes als auch die überzeugende Neuinterpretation.
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