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Dienstag, 12. Juli 2011

Auf ein Kaffeekränzchen mit Tante Angelika und Tante Pop

2 Kommentare :
Robert Drakogiannakis
Robert Drakogiannakis ist Sänger, Komponist und Gitarrist der schrammeligen, ewig energiegeladenen Band Angelika Express. Die Tante Pop hat der Tante Angelika einige Fragen gestellt, denn ihr Rock'n'Roll-Leben ist recht turbolent und berichtenswert. Er plaudert über Vergangenes, Gegenwärtiges und Zukünftiges.

Er berichtet zum Beispiel, was es mit seinem neuen "History of Punk"- Projekt auf sich hat und vor allem gibt er uns wirklich gute Tipps für ein besseres Leben. Alleine deswegen lohnt es sich schon, dass Interview bis zum Schluss zu lesen!


Jetzt wo sich der Rummel um das Finanzierungsmodell von Goldener Trash gelegt hat – wie war es für dich ständig über die Finanzierung der Musik, aber nicht über die Musik ansich zu reden?

Naja, der Rattenschwanz den das hinter sich her zieht ist schon sehr lang, ich werde immer noch zu Symposien etc. eingeladen um über das Thema zu sprechen. Aber zum Glück gibt es ja neben hungernden Musikern auch noch hungriges Publikum. Zu denen sprechen wir mit Gitarren.

Hättest du rückblickend beim Aktienmodell etwas anders machen wollen?

Et is wie et is. Vielleicht hätten wir das vom organisatorischen her etwas übersichtlicher halten können. Aber es musste gemacht werden.

Es ist in letzter Zeit ziemlich still geworden was Veröffentlichungen und Pläne angeht. Es gab viele wirklich gute Ideen vor ein paar Monaten. Gibt’s was neues?

Ich arbeite gerade konkret an einer Ausstellung meiner Gemälde unter dem Titel "The History of Punk" im Oktober in Köln, parallel an einem Album gleichen Titels mit Instrumentalstücken. (Es gibt übrigens bislang kaum instrumentale Punkmusik, das war mir gar nicht klar.)
Ansonsten genießen wir es gerade, mit Angelika die Live-Runde zu machen. Nächstes Jahr ist übrigens 10jähriges, mal sehen was uns dazu einfällt.


Und womit können wir bestimmt NICHT rechnen?

Es ist immer mit ALLEM zu rechnen!

Du bist alteingesessener Kölner. Gerade im gemütlich ranzigen Stadtteil Ehrenfeld, der von dir sogar mit einer Hymne bedacht wurde, stehen große Umbrüche an. Wie nimmst du das wahr? Wo zieht die Karavane hin in Köln? Wann ist Kalk the place to be?

Wollen wir mal hoffen, das sich Ehrenfeld gegen den Gentrifizierungs-Schwitzkasten behaupten kann. Man munkelt tatsächlich, dass sich auf der "schäl Sick" (der rechten Rheinseite) schwer was tun soll, aber als stolzer Bewohner der linken Seite war ich natürlich nicht nachgucken.

Du bist seit sehr langer Zeit Musiker. Gab es harte Brüche was Stil oder Herangehensweise angeht oder siehst du dein bisheriges Gesamtwerk eher als aufeinander aufbauend und konsistent?

Irgendwie habe ich das Gefühl, ich habe als 16-18jähriger damals alles klar gemacht, in einem einzigen Kreativitätsschock. Viele meiner Musik- und Textideen stammen aus der Zeit, ich zehre immer noch davon.

Würde Angelika Express unplugged funktionieren?

Ach du Schreck, wir sind doch keine Pfadfinder.

Machst du selbst eine kompositorische Entwicklung bei Angelika Express aus? Hat sich was seit 2002 geändert?

Weniger 80er Alarm. Darum kümmern sich ja jetzt andere.

Könntest du mit einem ähnlich eifrigen Komponisten zusammenarbeiten, so Lennon-McCartney-mäßig?

Hatte bisher kein großes Bedürfnis in der Richtung.


Wie ist das ständige Homerecording mit hörenden Nachbarn zu vereinbaren?

Ich sage nur: Krieg.

Rein testosteronbetriebene Rockband vs. Rockband mit weiblichem Mitglied – gibt es geschlechtsspezifische Unterschiede?

Es ist wesentlich enspannter, wenn Frauen in der Band sind.

Was ist Popmusik?

Ein großer Teil meiner Hirnmasse scheint daraus zu bestehen.

Oft fragt man sich bei Texten, wo die wohl herkommen, so auch natürlich bei Angelika Express. Weil ich jetzt keine Liste abarbeiten möchte, wähle ich stellvertretend für alle seltsamen Lieder 'Phantome' (aka 'Hände hoch' aka 'Cocktail für eine Leiche'). Also, wo kommt der Text her? Und wie findet sich solch eine eingängige Melodei dazu? Und warum musste das überhaupt 3mal veröffentlicht werden?

Der Text geht auf einen Traum zurück, in dem es um Verbrecher, Revolutionäre, Freibeuter und so ging. Wahrscheinlich weil ich gerade furchtbar pleite war und selber kurz davor eine Bank auszurauben. Habe dann im Halbschlaf Notizen gemacht und mit bislang ungenutzten Melodiefragmenten kombiniert, die ich ja wie gesagt seit meiner Teenagerzeit mit mir rumschleppe. Die häufige Veröffentlichung beruht auf einer Eigendynamik, die sich jeder logischen Erklärung entzieht. Da kommt bestimmt auch noch was nach.

Ha, so ganz kann ich es doch nicht sein lassen. In einem Satz: War es ein Albtraum, oder woher sonst stammt das Lied 'CDU und Du'?

Es fehlte ein Lied für das letzte Album und ich war zum Scherzen aufgelegt. Ich wollte die so entstandene Songnotiz gerade löschen, aber meine Freundin fand es derart jeck, das sie mich davon abgehalten hat.

Es ist normal sich auch musikalische Anleihen bei anderen Künstlern zu holen. Ist dir sowas bewusst oder wirst du manchmal drauf gestoßen (Du, das klingt doch genau wie das Lied!) ohne es je selbst bemerkt zu haben? Baust du auch bewusst Hommagen in deine Lieder ein?

Es ist total schwer, nicht irgendwo unbewusst zu klauen. Es sind halt 12 Töne, und die sind alle schon x-mal miteinander kombiniert worden. Es macht mich immer völlig deprimiert, wenn mir ein ungewollter Gleichklang auffällt. Anders ist es, wenn ich mich bewusst auf etwas beziehe. Das funktioniert dann aber eher über die Attitüde oder einen bestimmten Sound als über eine konkrete Melodie.

Wie oft kommt es vor, dass du bei dir selbst klaust?

Andauernd! Das ist wichtig: So sammelt man im Lauf der Zeit eigene Masse an.

Welchen Anteil hat Musik hören (von anderen Künstlern) in deinem Leben? Und passend dazu: Was sind deine Favoriten in letzter Zeit?

Ich habe nahezu aufgehört aktiv Musik zu hören. Lange habe ich nichts anderes gemacht, wie ein Schwamm alles aufgesaugt, nun ist irgendwie alles in meinem Kopf und kaum Platz für Neues.

Wir auf TantePop.de haben eine Serie namens 'Kleinode deutschsprachiger Musik'. Würde dir unter dem Stichwort spontan das ein oder andere Lied einfallen, das dich schon lange begleitet?

"Nicht immer aber jetzt" von Klee. Klasse Song. Durfte ich sogar mal Gitarre zu spielen.

Zum Schluss: Gib uns bitte 3 Tipps für ein besseres Leben!

1. Lehn dich entspannt zurück.
2. Beobachte dann gemütlich das Ende des Kapitalismus.
3. Mach dabei genüsslich Pläne für das Leben danach.

Wir danken Robert vielmals, dass er sich Zeit für unsere seltsamen Fragen genommen hat!

Wer mal reinhören möchte, hier gibts ein Best-Of für lau.

2 Kommentare :

  1. Ein wunderbares Interview voller kreativer Fragen! Und Robert als Antwortender ist natürlich immer famos!

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  2. Danke, auch wenn ich nachträglich mit den Fragen nicht mehr sooo zufrieden bin. Immerhin war der Arbeitsaufwand minimal. Fragen ausdenken, schicken, zurückbekommen, copypasten und formatieren hat wohl insgesamt nichtmal eine Stunde in Anspruch genommen. :)

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