Samstag, 27. August 2011
Entschuldigung, aber ihr seid wirklich wundervoll, Ezra Furman & The Harpoons!
2008 |
Ein bisschen zu cool ist er ja schon. Wie er da steht. Seine Sonnenbrille auf der Nase, dabei scheint die Sonne gar nicht. Es ist noch nicht einmal Sommer - schließlich trägt er auch einen Wintermantel und Handschuhe. Man fragt sich, was für ein arroganter Schnösel das doch sein mag. Doch dann fängt der junge Mann an zu singen, man ist geneigt zu lachen. Wie er da verteidigt, seine Sonnenbrille nicht ausziehen zu wollen. Und nach kurzer Zeit ist auch klar, was das ganze eigentlich soll. Der junge Mann ist so clever, in seinem Lied ein Interview von Klaus Kinski nachzustelln, und dabei an Lou Reed zu erinner, der in den 1960ern (und auch später noch) ziemlich ungern seine Sonnenbrille abnahm. Aber was möchte der junge Mann damit sagen? Das er ein Fan von Lou Reed ist? Dafür macht seine Musik doch wohl eher Bob Dylan den Hof. Doch jetzt zu schnell zu urteilen und daran zu glauben, dass Ezra Furman (der junge Mann mit der Sonnenbrille) nur bei anderen abkupfert, wäre wirklich falsch.
Ezra Furman und seine Harpoons bedienen sich zwar gerne bei anderen Musikern, doch das machen sie so schamlos und gewitzt, dass es eine Freude ist. Talent borrows, genius steals. Ganz genau das.
Und wenn man sich nun "Inside The Human Body" anhört, das Album, auf dem "Take Off Your Sunglasses" zu finden ist, ist man ziemlich baff. Ezra Furman & The Harpoons preschen von einem Lied ins nächste, wollen gar keine Pause machen, bevor sie die nächste Geschichte erzählen. Dabei ist eine Leidenschaft in Furmans Stimme zu hören, wie sie es bei all den dahin (Entschuldigung) gerotzten Liedern, die es mittlerweile gibt, selten vorzufinden ist. Und wie bezaubernd "Inside The Human Body" ist. Man kann sich gar nicht entscheiden: Ist das jetzt Folk, doch eher Punk oder "nur" Indie-Rock? Und genau das ist das grandiose an Ezra Furman - er bricht mit allen Konventionen und vor allem den Leuten, die es immer für nötig halten, Musik in Schubladen zu stecken. Er macht, was er will. Und er macht es ganz schön großartig.
"Inside The Human Body" (welch ein Albumtitel!) ist das zweite von insgesamt vier Alben der Band, wenn man ihre Compilation "Moon Face" dazu zählt.
Quelle: Facebook |
Ich entdeckte die Band erst vor kurzem durch einen Hinweis eines Bekannten - für den ich sehr dankbar bin. Wo ich doch manchmal fast ein wenig frustriert war, wie schamlos Bands ein 08/15 Album aufnehmen und dann behaupten, sie hätten die Musik neu erfunden - meistens wissen sie doch, wie belanglos ihr Zeug ist und trotzdem beharren sie auf ihrer Meinung. Ezra Furman ist die Erfrischung, wenn man so will, die ich brauchte, um wieder wirkliche Freude daran zu haben, neue Bands zu entdecken. Denn damit hatte ich schon fast aufgehört - was mir nicht von vertrauenswürdigen Menschen empfohlen wurde, das hörte ich mir auch nicht an. Vielleicht ein bisschen rigoros, aber ich hatte keine Lust mehr. Ezra Furman hat das geändert und dafür bin ich dankbar. Und erfreue mich immer wieder an seiner Musik. Sie ist so überraschend, so rau, ja so, wie Mando Diao (ja, das war mal eine gute Band. Vor langer, langer Zeit) ganz am Anfang ihrer Karriere mal kurz waren.
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Kommentare zum Post
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Danke dafür, klingt ziemlich cool, werd mir mal was anschaffen von dem Kerl.
AntwortenLöschenDas freut mich wirklich sehr! Ist in jedem Fall lohnenswert!
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