Freitag, 2. September 2011
Bedeutsame Momente: The KLF und die BRIT Awards
The KLF vs Extreme Noise Terror / BRIT Awards 1992 |
Wie erfrischend ist es dann, wenn plötzlich eine Band im Rampenlicht erscheint, die diese Welt auf den Kopf stellt. Eine Band wie The KLF. Sie machten 'elektronische Tanzmusik' (so nennt es Wikipedia), und gelten als Erfinder des Trance und der Chill Out-Musik (so sagt Wikipedia).
Was für Musik sie machten ist eigentlich auch unwichtig, es hätte alles sein können. Der Punkt ist, dass sie in jeder Hinsicht unkonventionell waren. In ihren Anfangsjahren erzeugten sie (noch mit dem herrlichen namen The Justified Ancients of Mu Mu) Stücke, die zu großen Teilen aus Samples bekannter anderer Lieder bestanden. Wegen einer Klage von ABBA musste dann sogar das erste Album eingestampft werden.
Bekannt sind sie durch verschiedene Aktionen. Ihre erste Großtat war das Handbuch The KLF - Der schnelle Weg zum Nummer-Eins-Hit, eine ernstzunehmende Analyse der Popmusikgeschäfts - und tatsächlich eine Anleitung, wie man aus Samples ohne Geld und Talent Nr.1-Hits bastelt. Wer selbst sein Glück versuchen möchte, hier kann man es gratis lesen.
Was haben sie noch gemacht? 1994 verbrannten sie (geliehene) 1 Milllion Pfund, zeigten 1995 den dazugehörigen Film und diskutierten mit dem Publikum über den Sinn, schworen danach aber, 23 Jahre lang nicht mehr darüber zu reden. Allein dieses Ereignis ist so interessant - ich werde todsicher früher oder später nochmal gesondert darauf zurückkommen.
Es gab unzählige größere und kleine Aktionen nach dem Auflösung von The KLF inklusive diverser neuen Musikprojekte, die immer nur kurze Zeit andauern.
Die Auflösung war letztendlich am 14. Mai 1992 (an dem sie ebenfalls verfügten, dass ihre sämtlichen Veröffentlichungen für immer aus dem Handel genommen werden), aber eigentlich schon am 14. Februar 1992, dem Tag der BRIT Awards. Dort traten sie zusammen mit der Crustcore-Punkbank Extreme Noise Terror auf mit einer völlig dekonstruierten Version von "3 a.m. Eternal", einem ihrer Hits. Es sind 3 Minuten Anarchie, wie man sie sonst nie auf einer Preisverleihung sieht, und am Ende feuert Sänger Bill Drummond mit einer Machinenpistole (mit Platzpatronen bestückt) in die Musikbusinesspeople-Menschenmenge.
Danach verkündet eine Stimme pathetisch aus dem Off:
The KLF has now left the music business
Laut Wiki hat die BBC gerade noch verhindern können, dass sie Blut aufs Publikum schütten. Schade...
Auf der Aftershow-Party hinterließen sie dafür einen Schafskadaver mit der Aufschrift "I died for you—bon appetit".
Die beiden haben echt Unmengen an tollen, wahnsinnigen Aktionen gemacht - das ist nur eine davon, wenn auch die spektakulärste. Solche Charaktere fehlen mir in der heutigen Musiklandschaft. Wo sind die Punks? Alle sind so langweilig angepasst, man mag dem immer gleichen Treiben kaum noch zuschauen. Mal sehen was The KLF im Jahr 2018 über die Geldverbrennung zu berichten haben und zu was ihre Umtriebigkeit bis dahin noch geführt hat.
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