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Freitag, 16. September 2011

Dawes - Nothing Is Wrong

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Dawes - Nothing Is Wrong (VÖ 09/2011)
Eine schrammelnde Gitarre, ein hereinpolterndes Schlagzeug, plötzlich galoppiert ein Keyboard um die Ecke. Und dann ist es auch schon da. Dieses Gefühl, man sei angekommen. So, wie es sonst eigentlich nur bei Liedern von Elliott Smith passiert. Man fühlt sich geborgen. Und fragt sich auch sogleich, wer der Mann da jetzt gerade ist, der einem seine Geschichte aus Los Angeles erzählt. Und überhaupt, wer ist diese Band? Warum hat man das Gefühl sie schon ewig zu kennnen? Und warum, bitteschön, sind sie so bezaubernd? Die Tante versucht Antworten auf diese Fragen zu finden.


Jedoch kann sie diese auch nicht mit hundertprozentiger Sicherheit beantworten. Denn irgendetwas gelingt dieser Band so gut, dass es immer wieder  eine  kleine Offenbahrung ist, ihr mittlerweile zweites Album "Nothing Is Wrong" zu hören. Doch was das im Speziellen ist, das kann sie nicht benennen. Aber es umschreiben.

Eigentlich  haben die Kalifornier um die Brüder Taylor und Griffin Goldsmith ja schon mit dem Titel gewonnen. Da wo eigentlich alle (und man selbst ja so wie so) nur noch das Schlechte sehen und ja eigentlich auch fest überzeugt davon sind, bei der Habgier und Ungerechtigkeit in der Welt ist bald alles vorbei. Also die Welt jetzt. Und dann kommen da vier junge Amerikaner (!) daher und sagen: Ne! Ist doch alles gar nicht so falsch - und vor allem: gar nicht so schlimm.
Natürlich könnte man das jetzt alles belächeln und ihnen eine gewisse Weltfremdheit, ja Naivität vorwerfen. Aber das bitte ich doch hiermit dringlichst zu unterlassen. Denn die Jungs haben genau so viel erlebt, wie eigentlich ja jeder von uns und wären sie naiv, wären sie nicht so mutig, ihr Album eben diesen Namen zu geben und mit Liedern wie "If I Wanted Someone" auf - zugegebenermaßen - einfache Art  und Weise das Leben, die Menschen und ein bisschen auch das Universum erklären. Aber eben dieses Einfache ist es doch, das manchmal fehlt. Muss denn alles immer nur vor Intellekt und Komplexität strotzen? Und da sage ich jetzt einfach mal: Nö!

Dawes erreichen mit ihrer Musik, dass man sich wohl fühlt - auch wenn man leidet und im Besonderen gerade dann, wenn man auf dem Weg ist, zu erkennen, dass eben nicht alles falsch oder schlimm ist. Sie packen ihre Texte in ein Gewand aus zurrenden, heulenden, erzählenden Gitarren, einem tröstenden Keyboard und ja, man kann ihre Musik mit gutem Recht Classic-Rock nennen. "Oh nein, bloß weg hier, nicht noch ein Dylan-Springsteen-Petty-Projekt" mag nun der erste Gedanke sein. Natürlich ist es nichts Neues, was Dawes auf "Nothing Is Wrong" fabrizieren. Aber sie bringen die "alten" Traditionen so wundervoll ins 21. Jahrhundert, dass man dankend vor ihnen auf die Knie fallen möchte. Denn wenn die guten Dylans, Springsteens, Pettys dieser Welt mal nicht mehr sein sollten, dann möchte doch auch niemand, dass ab sofort jede Band nur noch deren Lieder covert und nichts Eigenständiges mehr macht (oder doch?).  Da freue ich mich doch über eine Band, die ihr Handwerk versteht und die mir zeigt, dass es nicht falsch ist, sich auf Traditionen zu beziehen - es muss eben auf die richtige Art und Weise geschehen. Und das machen Dawes.
Dawes 2011 (Loose Music)
Und wie wundervoll sie das machen! Hört man Taylor Goldsmith da singen, kann man sich quasi vorstellen, wie er da sein Gesicht verzieht, hier die Augen schließt und im nächsten Moment so ein klein bisschen die Rocksau gibt. Und dann haben Dawes es auch noch geschafft, dass Jackson Browne (die meisten kennen ihn vielleicht durch sein Lied "Running On Empty", das Teil des Filmes "Forrest Gump" war) bei "Fire Away" auch noch ein wenig mitsingt. Und wie toll das klingt! Da verbindet sich Altes und Neues und sie schaffen einen weiteren Beweis dafür, warum sie so gut sind, in dem was sie machen. 
"Nothing Is Wrong" ist ein bisschen wie ein Roadmovie. Es fängt in Los Angeles an (wo auch sonst!), dann geht es einmal quer durch Amerika (Diese Landschaft! Diese Menschen! Diese Geschichten!) und endet dann doch wieder zu Hause (hier eben Kalifornien) und man hat verstanden: es muss von allem ein bisschen zusammenkommen, man sollte es in Nichts übertreiben - ja und dann ist eben Nichts falsch, Nichts schlimm. So wie bei "Straight Story" von David Lynch. Ganz genau so wundervoll, wie dieser Film eben auch ist.

Natürlich ist es nicht zu verhindern, dass es auch mal so richtig schlimm wird - und man es von allen Seiten abbekommt. Aber das ist es eben, was uns zu dem macht, was wir sind. Und das ist nunmal gar nicht so falsch. Oder? 

Bei Daytrotter bewiesen Dawes vor einiger Zeit auch ihr Können als Live - Band. Der kostenlose Download lohnt sich!

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