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Sonntag, 6. November 2011

Brilliant und fast unbekannt: The Jazz Butcher (Conspiracy)

3 Kommentare :
The Jazz Butcher Conspiracy - USA 1990
Source: www.jazzbutcher.com/htdb/people/gallery.html
Licht und Schatten. In der Kunst ist, auch wenn es subjektiv einen anderen Eindruck macht, der Platz an der Sonne sehr begrenzt. Im Großbritannien der 80er standen dort Bands wie The Smiths, The Housemartins, The Stranglers, Big Audio Dynamite, Fischer-Z, New Order, Echo & The Bunnymen usw. das war schon ganz schön gedrängt, sodass leider The Jazz Butcher (Conspiracy) keinen Platz mehr gefunden hat. Sie mussten, aus künstlerischer Sicht völlig zu unrecht im Schatten bleiben.

Es ist an der Zeit auf ihre Existenz aufmerksam zu machen, schließlich umfasst das Œuvre 11 schöne Alben und viele wunderbare, kleine Hits.



The Jazz Butcher, das sind vor allem die beiden Musiker Pat Fish und Max Eider, die sich Anfang der 80er fanden und dieses formidable Band gründeten. Die frühen Aufnahmen wirken ziemlich roh, spätpubertär und quatschig. Wobei es auch im Laufe der Jahre noch einige quatschige Lieder gab - die unter anderem zu mein JB-Lieblingsliedern gehören, allen voran 'Water' und das unfassbar grandiose 'Mind like a playgroup'. Zurück zum Frühwerk. Schon damals wurden stilistisch überall Anleihen gesucht und gefunden. Eine der schönsten Sachen an der Jazz Butcher (Conspiracy) ist, dass sie, obwohl das klassische Rockband Line-Up beibehalten wurde, in dem Rahmen sehr viel Stilrichtungen ausprobiert wurden und es garnicht so einfach wäre ein wirklich typisches Lied zu benennen.

Ein großartiges Werk ist das 84er Album A Scandal in Bohemia, nicht nur wegen dem schon erwähnten 'Mind like a playgroup', sondern auch schönen Werken wie 'Girlfriend', 'Southern Mark Smith', 'Just like Betty Page' und das aus dem Film Herr Lehmann bekannte 'Soul happy hour'. Dieses Lied hat mich übrigens per Herr Lehmann-Soundtrack damals überhaupt auf diese Band gebracht. (Ein Exkurs - Manchmal gibt es glückliche Fügungen. Der Kauf dieses Soundtracks war eine. Diese eine CD allein hat es geschafft meinen Musikgeschmack damals nachhaltig zu verändern, ich namedroppe an dieser Stelle mal Eels, Violent Femmes, Cake, Phantom/Ghost und Ween.)

Scandal in Bohemia wurde 25000x verkauft - der größte Erfolg, glaube ich. Zu der Zeit gab es dann tatsächlich auch Fernsehauftritte, Promovideos und den ganzen Kram. Leider verebbte es auch wieder relativ schnell. Ende 1986 verließ Max Eider die Band - das Line-Up änderte sich sehr oft und ab sofort war Pat Fish die einzige Konstante. Es folgten zahlreiche Veröffentlichungen in den 80ern. Jede Platte hat gewisse Highlights Weil ich das an dieser Stelle nicht langatmig ausbreiten möchte, fasse ich zusammen, dass die Einspielungen ab Ende der 80er im Gegensatz zu den frühen sehr professionell und die Alben konsistent wirken. Der Hang zur Ballade nimmt zu, was leider an einigen Stellen zu Langatmigkeit führt.
Die Band bleibt ein Geheimtipp. Nachdem 1990, 91, 93 und 95 jeweils Alben erschienen, wurde es etwas ruhiger um die Band. Überraschenderweise gab es 2000 nochmal ein neues Studioalbum. Pat Fish hat viel ausprobiert, tourt aber bis heute mit Band oder allein als The Jazz Butcher umher, hauptsächlich in Großbritannien. Ich würde ihn wirklich sehr sehr gerne mal live sehen wollen, aber es war mir noch nicht vergönnt.
Für alle, die sich jetzt tatsächlich für diese Band interessieren und mehr wissen wollen habe ich ein schlechte und eine gute Nachricht. Die schlechte ist, dass die Tonträger der Band mittlerweile kaum regulär im Handel erhältlich sind. An die ein oder andere Compilation kommt man recht günstig, bei den Alben ist aber oftmals das Glück gefragt, wenn man nicht recht viel für alte Platten ausgeben möchte. Die gute Nachricht ist, Pat Fish hat eine unglaublich umfassende Homepage. Es finden sich alle (!) Texte. Er kommentiert sämtliche Alben und viele Lieder, und bietet Unmengen an Hintergrundinfos. Zudem kann man dort viele MP3s runterladen, in jedes Album reinhören, und es ist ein lohnendes Tribut-Album verfügbar. Für den Die-Hard-Fan gibts außerdem krude Demos und anderes rares Sammler-Nerd-Zeug. Es lohnt sich zu stöbern.

3 Kommentare :

  1. Hi, hab die Band und Pat auch mehr oder weniger solo des öfteren live gesehen, falls jemand die Möglichkeit zw. die Gelegenheit hat, einen Auftritt zu sehen : los, hin, bloß nicht zögern,alles andere kann auch später erledigt werden...

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  2. Nach langer Zeit arbeiten Pat und Max wieder an einem neuen Album. Es bleibt zu hoffen, dass es auch fertig wird. Nicht vergessen sollte man aber auch Owen Jones, der als Schlagzeuger die beiden seit langem begleitet und in Hamburg die Band Shakespeare and the Bible vorwärts treibt. Ich kann allen nur raten sich Jazz Butcher oft auf die Ohren zu geben. Sie stellen seit über 20 Jahren eine absolute Konstante in der Musikwelt dar, auch wenn es nicht immer den Anschein hat.

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  3. Hab sie zweimal in den neunzigern in Osnabrück live erlebt. Das war wohl ihre heftige Periode. Bei jedem Konzert gingen mehrmals Gitarrenseiten zu Bruch und nach jedem Song dachte man, speed. und lautstärkemäßig ist das nicht mehr zu toppen - und wurde beim nächsten eines besseren belehrt. Aber wie's dann bei "Roadrunner" abging habe ich bis heute nicht vergessen! Ein paar Baladen waren aber auch dabei :).
    Das war jetzt übrigens alles positiv gemeint.

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