Donnerstag, 3. November 2011
Kleinode deutschsprachiger Musik (27): Alin Coen - Wolken (2009)
In einer losen Serie stelle ich Werke vor, die vordergründig eines gemeinsam haben: Sie wurden in deutscher Sprache verfasst. Das alleine ist natürlich keinerlei Qualitätskriterium. Nein, mich interessiert ein kreativer Umgang mit selbiger.
Alin Coen ©tapedeck [ I ♥ film] flickr.com CC License |
Alin Coen hat uns schon öfters beschäftigt. Wir haben ein nettes Interview mit ihr geführt. Außerdem schrob ich bereits über den Moment, als ich zum ersten Mal das Lied 'Festhalten' von ihr hörte, und machte euch ihr Debütalbum schmackhaft.
In 'Festhalten' kann der Ich-Erzähler die Liebe des Partners nicht (mehr) erwidern. 'Wolken' ist der genaue Gegenentwurf dazu.
Alin Coen ist momentan en vogue. Das ist wohl zum einem dem Indie-Zeitgeist geschuldet, nämlich dem Trend zur Emotion, zum anderen aber auch ihrem Talent, eine intime Stimmung zu erzeugen. Die Texte wirken sehr persönlich, bieten einen hohen Wiedererkennungswert und werden so von ihr vorgetragen, dass man das Gefühl hat sich in einem 4-Augen-Gespräch zu befinden, und nicht als einer von Hunderten vor der Bühne.
Das Lied 'Wolken' hat einen ganz eigenen Charme. Auf die Traurigkeit des Stückes bereitet die Stimmlage schon in der ersten Sekunde vor, noch bevor man einen Satz gehört hat. Man weiß, da kommt kein schönes Thema. Eigentlich ist es nur nebenbei ein Lied über Trennung - im Grunde geht es um das bekannte Problem nicht zu wissen woran man ist, und das ungute Gefühl dabei, wenn man immer das schlimmste vermutet. Solche Gefühle in Sprache - oder noch schwerer - einigermaßen unverfälscht in Musik umzusetzen ist die hohe Kunst der Dichtung. Allzu oft scheitern Künstler an diesem Vorhaben, weil Gefühle eben mehr sind als das, was man verbal ausdrücken kann. Die meistens subkreativ vorgetragenen 08/15-Reime der heutigen Liedermachergilde empfinde ich als größtenteils unzureichend. Alin Coen ist es zum Glück gegeben, verdammt gut in ihrem Métier zu sein und viel passendere Formulierungen zu finden.
Sie hat in 'Wolken' ein einigermaßen versöhnliches Ende gefunden, was für alle Fans eines Happy Ends wenigstens etwas erträglicher ist als bei 'Festhalten'. Abgesehen davon mag ich die Bildsprache. Natürlich sind in der Hinsicht sämtliche Wetterphänomene schon stark strapaziert worden, aber nur so oder auf ähnliche abstrakten Pfaden lassen sich wohl lyrisch erquicklich der Gemütszustand und die optimistisch erwartete Zukunft ausdrücken. Das Wetter wird wieder wolkig bis heiter - die Wolken ziehen weiter...
Komm mit mir mit, wir gehnirgendwo hin und dann,schauen wir hoch und sehen uns die Wolken an.
Ich nehme dich bei der Handund ziehe dich hinter mir her.Ich frage mich, warum fällt es so schwerich glaube, du willst nicht mehr.
Ist dein Wesen für alle so schwer zu lesen,wenn ich's nicht verstehen kann.Wie fühlt's sich für dich denn an?
Und wenn du dann gehst, schau ich dir nach,schau wie das Ende verdreht, was der Anfang versprach.Das Wetter wird wieder wolkig bis heiter.
Die Wolken ziehen weiter
Abonnieren
Kommentare zum Post
(
Atom
)
Keine Kommentare :
Kommentar veröffentlichen