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Mittwoch, 7. Dezember 2011

What is 'Indie' anyway? (4) - Eine Gastbeitragsreihe.

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Nun gut, wir geben es zu. Wir greifen hier ein Thema auf, mit welchem sich bereits viele Menschen auseinander gesetzt haben. Doch meistens ist es ja so, dass sich selbsternannte Experten dazu auserkoren sehen, genauestens zu bestimmen, was Indie ist und das, was es ihrer Meinung nach nun eben nicht ist, anzufeinden.

Die Tante und wir dachten jedoch, es wäre ziemlich interessant einfach mal verschiedenste Meinungen zu diesem Thema zu sammeln und sie unkommentiert stehen zu lassen. Man kann sich ja dann schließlich selbst eine Meinung dazu bilden.

Daher befragten wir Musiker, Blogger, bloggende Musiker und musizierende Blogger zum Thema Indie. Diesmal antwortet Martin Schröter. Er schreibt hier und da mal über Musik.



Indie, was ist Indie? Heutzutage hält solch eine Fragestellung fast so viel Potenzial wie das „Huhn-Ei-Dilemma“ bereit und es gibt sicher so viele Ansichten dazu, wie es musik-/kulturinteressierte Menschen gibt. Wer also eine allgemein gültige Antwort auf diese Frage erwartet, sollte lieber bei Wikipedia nachschlagen, anstatt Gastautoren einzuladen. Also hier eher ein Text zum Thema „Das Indie-Gefühl – Ansichten eines Großstadtjungen“.

In der Hochphase meiner Pubertät waren Indie-Bands für mich Rock-Kapellen die in konsequenter Anzug-Optik auftraten – also Bands wie The Hives, Interpol oder Franz Ferdinand. Ich weiß, das ist vom aktuell reiferen Standpunkt aus betrachtet eher totaler Schwachsinn, aber als Teenager klammert man sich gerne an Bilder, die man sich selbst vor dem geistigen Auge aufbaut. Dass die Musikwelt mit „Indie“ Künstler betitelte, die auf kleinen Labels unabhängig der Majors gesigned waren, fand ich zu diesem Zeitpunkt genauso wie heute relativ egal. Der Status „Indie“ ist in meinen Augen viel mehr eine persönliche Einstellungsfrage als ein Label, was man auf Schubladen schreiben kann. Deswegen sind die Hives nach der Kollaboration mit Timbaland (zum Song „Throw it on Me“) nicht weniger Indie als zu Zeiten von „Declare Guerre Nucleaire“. 

Für viele ist es auch dieses „unabhängig sein“ was den Status „Indie“ ausmacht – eine gewisse Do-It-Yourself-Gangart also. Wenn es danach geht, sind aber genauso gut Ghetto-Hip-Hop-Crews „Indie“ wie auch eine TV-Mal-Stunde mit Bob Ross. Dass das schwachsinnig ist, weiß jeder der mal eine „Indie-Disco“ in seiner Stadt besucht hat. 

Irgendwie hängen Wörter wie „Independence“ und „DIY“ auch oft mit Wörtern wie „Underground“ oder „Anti-Mainstream“ in einem Kontext rum. Das ist jedoch sowohl irreführend als auch schlichtweg nicht richtig. Im Endeffekt geht es ja doch bei jeder Art von „Kunst“ darum, Bekanntheit zu erringen und sich zu präsentieren. Bands wie The Strokes oder Death Cab for Cutie würden sich zu Tode ärgern, wenn sie in Kellerclubs in Bielefeld auftreten müssten und statt 10.000 Alben nur 20 Mixtapes im Jahr verkaufen. Man sieht auch der „Indie“ braucht seine Abnehmer. Dass es die gibt, sieht man überall, sei es nun in Form von Indie-Parties, Indie-Musik-Radiosendern, Indie-Magazinen, Indie-Boys-Indie-Girls-Getue. Alles was mit dem Präfix „Indie“ versehen werden kann, wird automatisch mit einem Status versehen, der keine starren Grenzen aufweisen kann, sondern vielmehr ein Einstellung und ein grobes Lebensgefühl umreißt.
Denn genauso viel „Indie“ wie in der Band Bloc Party steckt, lässt sich auch in Tocotronic, Jungs mit Röhrenjeans, Castorgegnern, Mädchen in Jeans-Mini-Röcken und Mamas alten Hüftgürtel entdecken. „Indie“ lässt sich in jedem neuen Modetrend finden genauso wie auf jedem Konzert einer 80er-Jahre Ost-Rockband wo das Publikum Lederrucksäcke mit Nici-Anhängern trägt.

Wer sagt, dass er „Indie“ ist, verschweigt zugleich, dass er auch „punk“, „kinderlieb“, „abergläubig“ oder sonstwas ist. Weder Musik, noch Kunst, noch Literatur, noch Film, noch die Mode lässt sich mit einem einzigen Begriff bezeichnen. Es passt einfach nicht und es ist auch richtig so, denn aus genau so vielen Deutungsweisen, die es zum Begriff „Indie“ gibt, besteht alles in unserer Gesellschaft. Indie ist somit nur eine weitere Graustufe zwischen schwarz und weiß und somit genau so gewichtet wie jedes andere schwachsinnige Label, was sich die Gesellschaftsteilnehmer gegenseitig aufdrücken. Logisch, mit klaren Bildern lebt es sich einfacher, aber aus der Pubertät sind wir doch alle irgendwann einmal raus, oder wie es so schön die Herren in schwarz und weiß sagten:

they say, "this is all i need to get by"
the truth is, baby, it's a lie




Lest hier die anderen Gastbeiträge:

What is 'Indie' anyway? (3) [Sabine]
What is 'Indie' anyway? (2) [Zloty Vazquez/ Jahrgangsgeräusche]
What is 'Indie' anyway? (1) [Jens Friebe/ The Papertiger Sound]

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