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Mittwoch, 25. Januar 2012

Crowdfunding - Kreative Wege der Geldbeschaffung

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Source: www.dangerousminds.net
Die Kreativen ächzen, denn die Finanzierung des Lebensunterhaltes nur mit Kunst wird zunehmend schwieriger in 'unserer' freien Marktwirtschaft. Allerdings war es schon immer schwierig ohne Zugeständnisse an das eigene Schaffen an Geld zu kommen, doch die Ansprüche steigen. Jeder will im wahrsten Sinne des Wortes 'Indie' sein und sich nicht unliebsamen Geldgebern anbiedern, aber dafür braucht es kreative Wege der Geldbeschaffung.


Versucht haben es schon so einige, und das teilweise durchaus mit großem Erfolg. Dabei fallen als erstes die Namen Einstürzende Naubauten und Radiohead. Erstere bewiesen zum zweiten Mal in ihrer Karriere, dass sie aus dem Nichts ein ganz eigenes Konzept auf die Beine stellen können:
Supporter's Projekt

Im Jahr 2002 begannen die Einstürzenden Neubauten ihre Arbeit zu einem neuen Album ohne den Rückhalt einer Plattenfirma, da das Label Mute an EMI verkauft wurde. EMI setzte den Vertrag nicht fort. Für die neue Platte vertraut die Band stattdessen mit ihrem Internetprojekt auf eine Art Straßenkünstlerschema. Über 2000 Fans (auch Supporter genannt) haben sich auf ihrer Website eingetragen und die Produktion des neuen Albums unterstützt, indem sie 35 Dollar überwiesen, wofür sie später eine CD erhielten, das Supporter's Album #1. Daneben erhielten sie die Möglichkeit, via Internet der Band bei den Proben zuzusehen und über Chat direkt Fragen und Vorschläge an die Band zu richten.
Phase II des Supporter's Project lief Ende 2003 an und wurde im September 2005 abgeschlossen. Dieses Mal gab es kein öffentlich erhältliches Album. Das Ergebnis dieser Phase wurde Grundstück betitelt und sorgte somit für etwas Verwirrung, da es bereits auf Perpetuum Mobile ein Lied gab, das den gleichen Namen trug. Auch enthielt die CD eine Neuaufnahme des 1983er E.N.-Klassikers Neun Arme - in einem Medley mit dem neuen Song Die Nacht.
Phase III wurde nach sechsmonatiger Supporterprojekt-Pause am 10. Februar 2006 ins Leben gerufen. Geplant war, wieder eine CD und DVD zu produzieren; ein exklusives Album für die Unterstützer, welches die Luxusvariante des öffentlichen Albums im Eigenvertrieb darstellt sowie vier zusätzliche Songs, also ca. 19 Minuten zusätzliche Spielzeit, enthält. Die DVD soll die Entstehung des Albums dokumentieren. Sie ist als Zusammenschnitt aus den nur Supportern zugänglichen Internet-Live-Videos (Webcasts) geplant.
Jeden Monat erschien zudem ein Jewel, ein frisch aufgenommener Track, zum Download. Diese 15 Stücke ergaben am Ende ein zusätzliches Album, welches unter dem Namen Jewels 2008 öffentlich erschienen ist.

Musterhaus-Projekt

Weiters wurde 2005 das Musterhaus-Projekt ins Leben gerufen. Dabei können Fans gegen einen Beitrag von 100 Euro vier Neubauten-CDs pro Jahr mit experimentelleren Stücken erhalten. Dieses Projekt ist unabhängig vom Supporter's Project. Die erste Ausgabe erschien im Frühjahr 2005 und wurde Anarchitektur betitelt (die CD enthält nur einen 45-minütigen Track), die zweite Ausgabe trägt den Titel Unglaublicher Lärm und erschien im Spätsommer. Im Dezember folgte Teil drei, Solo Bassfeder - ein Konzeptalbum, das sich ausschließlich Andrew Chudys (N. U. Unruh) Bassfeder und den vielfältigen Methoden zum Einsatz dieser widmet.
Anfang März 2006 erschien die vierte CD der Musterhaus-Serie. Basierend auf Aufnahmen eines Liveauftritts des Redux Orchestra und Mitgliedern der Einstürzenden Neubauten in Berlin wurden vier der sieben gespielten Stücke nachbearbeitet und veröffentlicht. Zu hören sind sehr lange Versionen von Keine Schoenheit ohne Gefahr, Wueste, Installation No.1 und Negativ Nein, welche von älteren Alben ab 1981 bis 1996 stammen, in rein orchestraler Bearbeitung.
Im Mai erschien bereits der fünfte Teil der Serie, genannt „Kassetten“, der alte und neue Tapes in einem performativen Kontext präsentiert. So hört man neben Anrufbeantwortertexten (u. a. Bitten um Gästelisteneintrag bei Konzerten) auch Ambience-Aufnahmen West-Berlins aus den frühen 1980er Jahren in glasklarer, moderner Produktion.


Quelle: de.wikipedia.org/wiki/Einstürzende_Neubauten

Soviel kreative Energie bei der Finanzierung ist schon schwer zu überbieten. Sie hatten den gleichen Vorteil wie Radiohead, die 2007 noch damit für Aufsehen sorgen konnten, das sie ihr Album In Rainbows für einen frei wählbaren Betrag (also auch gratis) zum Download anboten. Das ist wohl ziemlich gut gelaufen und mittlerweile dank Seiten wie bandcamp.com gängige Praxis. Der Vorteil der beiden Bands ist, wie unschwer zu erkennen, ihre enorme Bekanntheit.

Etwas weniger prominente Künstler haben es da schon deutlich schwerer. Amanda Palmer von den Dresden Dolls probiert immer allerlei aus, u.a. auch Crowdfunding mit Anreizen wie Telefonate und private Aufrtitte von/mit ihr, doch dazu später mehr. Außerdem gibt es unendlich viel mit Liebe gestaltetes Merchandise zur eigentlichen Musik. Sie kommt damit wohl sehr gut über die Runden, aber auch sie sollte wohl dem Status 'prominent' zugehören.


Einen anderen kreativen Weg schlug die Band Angelika Express ein, die zur Albenfinazierung eine Art Aktienmodell ausprobierte und damit für soviel Aufsehen sorgte, dass sie sich plötzlich in dem hochseriösen ZDF heute Journal widerfand. Grob skizziert war das Konzept, dass Anteile zu 50€ ausgegeben wurden, die alle Kosten inklusive Werbung deckten. Dafür bekam man je ein Album und eine EP zugeschickt und nach Möglichkeit immer Gästeliste. Der Erlös war für die Aktionäre ca. 20€/Aktie. Es hat sich finanziell also nicht gelohnt, sehr wohl aber ideell, und wer die Musik zu schätzen weiß und zu dem ein oder anderen Konzert gegangen ist hat sozusagen kein Minus gemacht.

Mittlerweile ist wie gesagt das Konzept des Downloads gegen frei wählbare Gebühr recht populär - die Leute scheinen also durchaus für kreative Leistungen freiwillig einen Obolus entrichten zu wollen. Der andere Weg für Projekte wie Alben und Touren ist das sogenannte Crowdfunding. Es gibt viele Anbieter, aber die grundlegende Idee ist immer identisch: Der Künstler setzt einen Betrag fest, den er für ein genau definiertes Projekt benötigt und bittet um Spenden. Erst wenn der Betrag erreicht ist wird das Geld auch ausbezahlt, ansonsten behält es der Spender. 'Spenden' ist eigentlich ein falsches Wort, denn das Prinzip beruht aus Gegenleistungen, die wie bei der schon erwähnten Amanda Palmer. Diese können sehr unterschiedlich sein, je nachdem ob denn eher eine Nachfrage nach Meet & Greet oder doch super limitierten T-Shirts besteht. Der Gewinn bleibt dem Künstler, und der Fan hat zum einerseits einen materiellen Mehrwert, aber, und das ist ungleich wichtiger, auch einen idellen. Gezielt spendet sich viel besser Geld als mit dem althergebrachten Plattenkauf, bei dem man nie weiß was von dem Geld eigentlich beim Künstler ankommt, und meistens ist das ja nicht sehr viel.

Aktuell stellen wir zwei Projekte auf tantepop.de vor - eine Tourfinanzierung über den eben beschriebenen Crowdfunding-Weg im engeren Sinn. Das Orchestre Miniature in the Park möchte im August auf große Tour gehen und sucht so Sponsoren, die für die Finanzierung Prämien bekommen.

Nicht ganz Crowdfunding im engeren Sinne ist der Weg von Angelika Express. Er erweist sich aber als sehr erfolgreich und zapft im Grunde dieselben Finanzquellen an, nur ohne das Crowdfunding-Prozedere. Sie verkaufen für viel Geld an wenige eine Super-Luxus-Edition des Albums mit persönlicher Begleitung des Projektes.

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