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Samstag, 14. Januar 2012

King's Daughters & Sons - If Then Not When

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Meine Damen und Herren, auf dem oberen Bild sehen Sie fünf Königskinder aus Louisville, Kentucky. Doch diese sind nicht etwa, wie man vermuten mag, wegen ihres Namens Königskinder. Es ist ihre Musik, die sie in eine Liga aufsteigen lässt, die wir wohl niemals betreten werden. Manche waghalsigen Besprechungen ihres neuesten Werkes "If Then Not When" sprechen gar davon, dass sie "Post-Post-Rock" betreiben. Ach, wissen Sie was? Es ist "Post-Post-Post-Post-Rock". Denn eigentlich haben King's Daughter's & Sons da etwas geschaffen, was eigentlich zu schön ist, um es verstehen oder einordnen zu wollen.

Wir Menschen neigen nun einmal gerne dazu, alles genaustens verstehen zu wollen. Wir zerdenken alles und dann, dann haben wir den Blick auf das Schöne eigentlich schon verlorem. Darum bitte ich hiermit inständig, sich King's Daughters & Sons dringend anzuhören - ohne sie verstehen zu wollen. Es ist ein wenig idealistisch gedacht, jedoch wünsche ich mir, dass es passiert. Denn die Schönheit von "If Then Not When" darf und soll nicht verloren gehen.

Der Moment, mit dem das Album dieser sich aus mehreren Bands zusammengefundenen Musikkapelle (von und mit Leuten folgender Bands: Shipping News, Rachel’s, For Carnation und Shannon Wright) nun anfängt, ist bezeichnend für all das, was folgen wird. Es ist so ehrlich, so wunderschön. "Sleeping Colony" scheint genau den Moment einer ver- und entschlafenen Kolonie festzuhalten. Nicht mehr und auch nicht weniger. Und wenn dann bei "Arc of The Absentees" Rachel Grimes ihre so wundervoll sanfte Stimme über die Gitarrenklänge legt und dann langsam ihr Klavierspiel einsetzt, dann möchte man eigentlich nicht mehr weiterhören. Denn das Album könnte ja zu Ende gehen. Selten habe ich ein Album gehört, bei dem es fast schmerzt, wenn man merkt, dass es langsam zu Ende geht. Und ja, ich weiß, dass man es ja immer wieder hören kann. Aber das ist nicht dasselbe. Denn das Gefühl, was man da kurze Zeit hatte ist dann ja weg. Und es sollte aber nicht vergehen.
King's Daughters & Sons erzeugen zugleich ein wohliges Gefühl, das an eine Heimat erinnert, die man so wahrscheinlich nie hatte - aber auch dieses Gefühl von unterdrückter Wut ("Dead Letter Office"!). Und die muss nun manchmal auch hinaus in die Welt gesungen werden. Was ja auch viel schöner ist, als einfach zu schreien.
Wenn man der Dame und den Herren nun also weiter zuhört, findet man sich in einer Welt wieder, in der es tatsächlich wohl noch so etwas wie Könige gibt. Die auch anscheinend noch etwas zu sagen haben. Man erfährt von schönen, ja fantastischen Geschichten, aber auch von Leidensgeschichten. Es ist ein bisschen so, wie wenn der Großvater eine Geschichte erzählt und man nicht möchte, dass er aufhört zu erzählen. Weil man dann kurz der Realität entfliehen kann. Allerdings ist dieser Großvater in diesem Fall ein verdammt cooler, der nicht nur die Kunst des Erzählens beherrscht, sondern auch noch Multiinstrumentalist ist. 
Sie meinen das so.
Hier haben sich Menschen zusammengefunden, die offensichtlich musikalisch so dermaßen auf einer Linie sind, dass man es in jedem einzelnen Moment hört. Wie oft musste die arme Nadel vom Plattenspieler jetzt schon damit leben, immer wieder zurückgesetzt zu werden, weil dieser eine Moment im Instrumental-Stück "A Storm Kept Them Away" wieder und wieder erlebt werden wollte? (Ich möchte mich hiermit offiziell entschuldigen und gelobe keine Besserung).
Das Album soll und darf aber nicht, wie vorhin schon großspurig verkündet, nicht verstanden werden. Zumindest in dem Sinne, dass es nicht kaputt verstanden werden darf. Es soll bitte erlebt werden. Und vielleicht sogar wertgeschätzt. Wenn auch nur ein einziger Mensch durch diese Zeilen in dieser Band etwas entdeckt, das ihm zuspricht, wäre es mir eine große Freude.
In einem Studio, das den Namen "The Funeral Home" trägt, nahmen diese Menschen das wohl schönste Album auf, das dieser sogenannte Post-Rock in der letzten Zeit fabriziert hat.
Ausrufungszeichen.


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