Freitag, 17. Februar 2012
Auf ein Gespräch mit Ezra Furman
Photo: Cardinal Sessions |
Der großartige Ezra Furman war im November zu Besuch in Köln - die Tante war natürlich dabei und wie all die anderen ganz schön begeistert von dem, was Ezra Furman da fabrizierte. Jetzt sprachen wir mit Ezra (die moderne Technik!), der mittlerweile wieder zurück in Amerika ist, über eben diese Europatour, sein vor kurzem erschienenes, erstes Soloalbum und wie man als Musiker denn eigentlich mit Kritik umgeht. Wir hatten sehr viel Freude beim Gespräch und ihr hoffentlich beim Lesen!
Click here for an English version of the interview!
Vor ein paar Monaten bist du durch Europa getourt - wie hat dir die Tour gefallen? Was sind die Eindrücke, die du mit nach Hause genommen hast? Und vor allem: wie war es, alleine zu touren, ohne deine Band?
Ich habe es geliebt alleine durch Europa zu touren. Ein Grund, warum ich die Tour alleine gemacht habe, war ja, dass ich Angst hatte, das nicht alleine machen zu können. Aber es hat sich herausgestellt, dass ich es auch als Solo Performer schaffen kann. Ich wollte bei den Konzerten zeigen, dass du Punk sein, eine intensive Show abliefern kannst, auch wenn da nur eine Person mit einem Instrument auf der Bühne steht. Und dann auch noch alleine zu reisen, ohne einen ständigen Begleiter zu haben, hat mich das Ganze anders angehen lassen. Auf eine andere Art und Weise, die irgendwie sehr schwer zu erklären ist. Allein zu sein erlaubt eine Gewisse Fokussierung auf das, was du da gerade machst.
Dein neues Solo Album 'The Year of No Returning' wurde vor einer Woche veröffentlicht - worauf bezieht sich der Titel?
Er gibt einfach das richtige Gefühl vor. Er deutet Furchtlosigkeit an und auch die Verweigerung vor jeglichem Kompromiss oder Runderneuerung - was ein großer Antrieb war, genau dieses Album zu machen. Ich möchte auch, dass Leute sich das Album anhören und Kraft daraus schöpfen - es ist ein starker Titel.
In einer Besprechung deines neuen Albums habe ich gelesen, dass du eine Platte machen wolltest "anders als in der Vergangenheit". Wie hast du denn in der Vergangenheit an deinen Alben gearbeitet und wo ist der Unterschied zu deiner Herangehensweise an 'The Year of No Returning - abgesehen davon, dass es ein Solo Album ist?
Es gibt einige Unterschiede zwischen der Art, wie ich dieses Album und die vorherhigen Alben aufgenommen habe. Das Thema der generellen Haltung die ich hatte, als ich das Album gemacht habe, ist schwerer zu erklären. Aber es reicht wohl zu sagen, dass ich selbstsicherer und trotziger und erwachsener war. Bezogen auf den Aufnahmeprozess, sind die alten Alben immer mit der Band aufgenommen worden, die Overdubs kamen dann später. Bei diesem [The Year of No Returnung] habe ich die Basis für den Track aufgenommen und dann jedes andere Instrument später seperat aufgenommen. Man kann es sich vorstellen wie so eine russische Puppe, weil man eine innerste Schicht finden kann. Es auf diesen Weg zu machen, gab mir dich Möglichkeit, meine Meinung nochmal zu ändern, nachdem ich gehört habe, wie sich das Lied entwickelt hat. Es ist bewusster, methodischer und intellektueller geworden - musikalisch gesehen. Abgesehen davon denke ich, dass es einfacher arrangiert ist, als die früheren Alben. Einige Lieder, wie 'American Soil' haben meistens einfach nur eine Gitarre und Schlagzeug.
Wenn du all die Musik bedenkst, die du bis jetzt geschrieben hast - würdest du sagen, dass es viele Veränderungen in der Art und Weise gab, wie du Lieder schreibst?
Ich habe früher immer Lieder so geschrieben, als würde ich eine Aufgabe auf den letzten Drücker erledigen - ohne wirkliche Überarbeitung. Ich schreibe jetzt langsamer, lasse die Lieder atmen, lasse sie das werden, was sie werden wollen.
Was war der Grund dafür, dass du überhaupt angefangen hast, Musik zu machen und in einer Band zu spielen?
Im Sommercamp traf ich damals ein Kind, das alle Green Day Songs auf der Gitarre spielen konnte. Ich wollte Punk Musik spielen können, obwohl ich immer mit einer akustischen Gitarre zufrieden war. Ich habe so viele Leute im College kennen gelernt, die wirklich gute Musik machten und da wusste ich, dass ich eine Band gründen muss um zu sehen, was wir mit unseren vereinten Kräften erreichen können.
Wie fühlt es sich an, Reaktionen von Menschen zu bekommen, die deine Musik hören - gute und negative - und wie gehst du damit um?
Ich liebe negative Reviews; sie geben mir etwas, worüber ich dann nachdenken kann. Ich bekomme nicht sehr viele negative Reviews. Ich liebe positive Reaktionen natürlich mehr. Es macht mich glücklich, dass ich Leute dazu bringen kann, sich für Musik genau auf dieselbe Weise zu begeistern, wie ich mich für die Musik begeistert habe, deren großer Fan ich bin. Man ist Teil einer großen Konversation die Musik Geeks schon sein Generationen führen. Spannend, wirklich.
Magst du es eigentlich, über deine Musik zu reden und sie vielleicht sogar in gewissem Maße zu erklären oder wäre es dir lieber, wenn deine Musik für sich spricht?
Ich bin nicht die wirkliche Autorität, um Musik zu erklären. Ich kann dir sagen, was Einfluss auf meine Musik genommen hat aber das entwickelt sich dann schnell zu etwas jenseits des Fassbaren. Ich bringe Sachen auf eine Art zusammen, die mir gefällt; man kann nie wirklich erklären warum genau dir ein bestimmtes Musikstück gefällt. Also bin ich zufrieden damit, ein bisschen darüber zu reden, aber ich denke Fans, die die Musik wirklich lieben sind diejenigen Leute, die sie wirklich verstehen - zumindest so wie ich, wenn nicht sogar mehr.
Wenn dich jemand um einen Rat fragen würde, welches großartige Album (nicht notwendigerweise ein aktuelles) er oder sie sich anhören sollte, was würdest du antworten?
Das kommt darauf an, worauf du es abgesehen hast. In letzter Zeit bin ich besonders gefesselt von 'Nilsson Sings Newman' von Harry Nilsson. Es war eine großer Inspiration hinter meinem Album und für die Art, wie ich es gemacht habe.
Ich habe gerade 'Letters to a Buddhist Jew' von Akiva Tatz und David Gottlieb zu Ende gelesen. Es ist ein sehr zugängliches Buch über das Judentum, das einige Fragen/Kritik an das Judentum von einer buddhistischen Perspektive beinhalten und dann diese Fragen/Kritik von einem orthodoxen Rabbi beantworten lässt. Etwas über die Torah zu lernen, die auf eine subtile Art Grundlage der Gesellschaft ist, ist mir wirklich wichtig. Ich kann nur empfehlen, da mal reinzuschauen.
Vielen Dank, Ezra. Es war uns eine Freude!
Vielen Dank, Ezra. Es war uns eine Freude!
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