Sonntag, 5. Februar 2012
Kleinode deutschsprachiger Musik (39): Ostzonensuppenwürfelmachenkrebs – Von Haus aus allein (1998)
In einer losen Serie stelle ich Werke vor, die vordergründig eines gemeinsam haben: Sie wurden in deutscher Sprache verfasst. Das alleine ist natürlich keinerlei Qualitätskriterium. Nein, mich interessiert ein kreativer Umgang mit selbiger.
Nun gab es in der Kleinode-Serie schon Blumfeld, Die Sterne, Bernd Begemann, Die Braut haut ins Auge, Tocotronic und Huah! Es ist also durchaus eine Vorliebe zu erkennen. Deswegen darf fast zwingenderweise die Band mit dem schwierigsten Namen - Ostzonensuppenwürfelmachenkrebs (im folgenden als OZSWMK - namentlich sozusagen die Jehowas der Hamburger Schule) nicht fehlen. Es geht um ein Spätwerk, nämlich dem Lied 'Von Haus aus allein' von der letzten EP Leichter Rock anno 1998.
BILD vom 2. August 1952 |
'Von Haus aus allein' ist, man muss es sagen, sehr blumfeldesk (Kante würde auch noch durchgehen). Bandvergleiche sind eigentlich doof, aber beim anhören kommt man um den Gedanken nicht umhin.
Das liegt wohl am sperrigen, schwer zu durchdringenden Text und dem plötzlichen Bruch mit dem Gesang in einen Sprechteil. Ich finde toll, dass selbst dieses Stilmittel im Lied selbst reflektiert wird - "So, ich verlasse jetzt mal die klassische Liederform, weil von wegen Abstraktion." Überhaupt ist unheimlich spannend, wie in vier Minuten dermaßen viele Formen der Reflektion durchlaufen werden. Der gesungene Teil steigert sich immer mehr ins Abstrakte, und es fällt mir schwer den Geddankengängen zu folgen. Hier und jetzt kann man wenigstens den Text nachlesen, aber nur als Lied was mal irgendwo läuft kann ich mir garnicht vorstellen, denn es ist wohl kaum möglich dem Inhalt nur mit einem Versuch zu folgen. Verständlich hingegen ist der Schnitt, als dem Protagonisten alles Reflektierende zuviel wird und er resigniert. Die Frage ist eine der elementarsten unter uns. Wieso müssen zwischenmenschliche Probleme eigentlich so oft dermaßen komplex sein, dass man garnicht mehr versteht worum es geht und warum sich Menschen ständig in diesen Teufelskreis reinsteigern.
Ok, hier, schaut euch das Verzweifelungslied mit Video an. Das Video ist genauso grau wie das Lied. Und weil mich dieser Text ganz kirre macht, finde ich es auch wirklich gut. Wirklich!
Das liegt wohl am sperrigen, schwer zu durchdringenden Text und dem plötzlichen Bruch mit dem Gesang in einen Sprechteil. Ich finde toll, dass selbst dieses Stilmittel im Lied selbst reflektiert wird - "So, ich verlasse jetzt mal die klassische Liederform, weil von wegen Abstraktion." Überhaupt ist unheimlich spannend, wie in vier Minuten dermaßen viele Formen der Reflektion durchlaufen werden. Der gesungene Teil steigert sich immer mehr ins Abstrakte, und es fällt mir schwer den Geddankengängen zu folgen. Hier und jetzt kann man wenigstens den Text nachlesen, aber nur als Lied was mal irgendwo läuft kann ich mir garnicht vorstellen, denn es ist wohl kaum möglich dem Inhalt nur mit einem Versuch zu folgen. Verständlich hingegen ist der Schnitt, als dem Protagonisten alles Reflektierende zuviel wird und er resigniert. Die Frage ist eine der elementarsten unter uns. Wieso müssen zwischenmenschliche Probleme eigentlich so oft dermaßen komplex sein, dass man garnicht mehr versteht worum es geht und warum sich Menschen ständig in diesen Teufelskreis reinsteigern.
Ok, hier, schaut euch das Verzweifelungslied mit Video an. Das Video ist genauso grau wie das Lied. Und weil mich dieser Text ganz kirre macht, finde ich es auch wirklich gut. Wirklich!
Wir kommen zusammen Wir stehen nicht nur rum Wir freuen uns zu glauben Wir sehen und wir sind Von Haus aus allein Von Wegen verschieden Und was wir nicht mögen Fällt uns leider schwer Und ich denke manchmal, Dass wir uns so gut verstehen Liegt doch auch daran, Dass wir uns im Andern sehen Diese Reflexion ist sicherlich nicht sonderlich Sondern zufällig ganz genau das andere Ich Und so ist man auch ersteinmal nicht mehr allein, Hüpft auf's andere Bein, Spiegelt sich im eigenen Schein Doch der Knackpunkt ist, Dass man irgendwann versteht, Man bleibt ganz bei sich, Wenn man keinem gegenüber steht Ich hab' so gehofft und ich dachte, ich wär' bereit Doch was jetzt vor mir liegt, Ist meine eigene Einsamkeit Und ich denke manchmal, Dass wir auseinander gehen Liegt doch auch daran, Dass wir uns so gut verstehen Doch was ist das eigentlich für'n blödes Trauerspiel War doch eigentlich klar, dass wir uns auf die Nerven fielen Ich würd' gerne schon, das einmal abstrakter sehen Und von mir erzählen, ohne mich dabei zu quälen So, ich verlasse jetzt mal die klassische Liederform, weil von wegen Abstraktion. Das ist doch wohl zum aus der Haut fahren, dass man sich immer so kreuzblöd anstellt, wenn es aber eigentlich nur darum geht, auch mal seine eigene Fuhre Glück einzufahren, auf die man ja auch verdammt noch mal sein gutes Recht hat. Aber nein, so einfach kann's natürlich nicht gehen. Ängste hier, Komplexe da. Problem Problem. Fall mir in die Arme, hau ab, tut mir Leid, lass uns mal und so geht das nicht. Heul, schrei, komm noch mal her, gib noch mal zwei Schnaps. Scheiße Mann, ich kann nicht mehr, aber wie denn sonst, jetzt krieg's doch mal in die Rübe rein. Alles wird gut, nichts ist mehr so, wie es mal war. Zum Glück, leider, weiß auch nicht, keine Ahnung - unten ankreuzen. Kein Wunder, dass man dabei schlecht drauf kommt und irgendwann nicht mehr die Kraft hat, sich da immer und immer wieder gegen anzustemmen. Tja, und dann schaut man sich halt mal wieder um und stellt fest, dass draußen ja nicht immer nur der schwere Regen fällt, dass man auch mal wieder in der Sonne spielen will. Jetzt lass mal locker, hab Vertrauen und das ganze Gesumme, was man sich selbst sowieso nie glaubt. Dann ist es zu spät, die Karre hängt an der Wand und keiner will's gewesen sein. Verdammter Dreck!
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sehr schön, auch dieses habe ich schon sehr lange nicht mehr gehört, ganz einfach deswegen, weil es beim letzten Festplattencrash auf der Strecke blieb, aber irgendirgendwo müsste ich es doch noch auf CD haben, weil damals gab's ja noch fast kein mp3.
AntwortenLöschenAber ich habe es immer so verstanden, dass hier einfach die (fast) immer gleiche Abfolge von Beziehungen dargestellt wird. man ist eben (von Haus aus) alleine, findet dann jemanden, in den man alle seine Wünsche und Sehnsüchte und auch Ängeste hinein projezieren kann und freut sich, dass man sich (vermeindlich) so ähnlich ist und so gut versteht, doch ist es eigentlich nur eine Spiegelung im Schein. Und so erkennt man, dass man durch den anderen auch nicht von seinen Problemen/Ängsten davonkommt und schon geht man sich auf die Nerven, wegen der klassischen Dinge wie der offenen Zahnpastatube.
Und da kommt der Bruch mit dem Sprechteil genau recht, weil jetzt sind die Harmonien weg, es ist nur noch anstrengend und wird immer verkrampfter. Und das Ende vom Lied ist, dass die Karre im Dreck ist...
Und das perfide am Lied ist, dass es da auch tatsächlich zu Ende ist. Kein angedeuteter Ausweg, sondern einfach Schluss. Verdammter Dreck!