Freitag, 13. April 2012
Der Retter in der Not: Damien Jurado
Damien Jurado - Maraqopa (Secretly Canadian/bereits erschienen) |
Liebe Menschen. Recht unangenehm finde ich es eigentlich, wenn man einen anderen Menschen aufgrund seiner (künstlerischen) Fähigkeiten auf eine höhere Stufe stellt. Höhere Stufe in dem Sinne, als dass man als Rezipient selbst glaubt, zwar in etwa zu verstehen, was da passiert, aber eigentlich doch davon überzeugt ist, dass das was ganz Großes ist. Was man nie so ganz verstehen kann oder wird. Bei Damien Jurado bin ich allerdings dazu bereit, das zu akzeptieren. Denn mit seinem neuesten Werk Maroqopa hat er eine ganz eigene Welt geschaffen - einen Zufluchtsort der dir zugleich einen Eimer Wasser ins Gesicht schüttet und dich in die scheinbare Realität zurückholt. Famos.
Es ist das erste Lied auf Maroqopa, dass dir ein gewisses Unbehagen vermittelt. Auch wenn die Stimme Jurados so wundervoll beruhigend klingt - dieser Soundteppich hat so etwas unterdrückt Aufgewühltes. Er lässt dich jedenfalls nicht zufrieden zurück. Und doch hat man das Gefühl, etwas gelernt zu haben. Nothing Is The News eben. Muss man auch mal akzeptieren. Und dann, dann holt Herr Jurado die ganz große Keule raus. Life Away From The Garden. Lieber Mensch, du musst jetzt bitte auch einmal akzeptieren, dass es früher einmal vielleicht den Garten Eden gab. Und dass es da diese Vorstellung gab, ihn nach dem Tod auch endlich mal zu sehen. Aber eigentlich weißt du ja selbst, dass es nie so sein wird. Oder redest du dir das nicht auch einfach vielleicht alles nur ein? Ist es nicht etwa die Freude am Leiden, die dich über so einen Blödsinn nachdenken lässt? Die Wahrheit wird jedenfalls nicht das Ergebnis der Grübelei sein. Das steht fest. Wie Damien Jurado dies so zwischen die Akkorde schmettert und einen Kinderchor seine Worte so zuckersüß und doch so aufdringlich bedrohend wiederholen lässt - man möchte fast behaupten, dass jetzt schon der Punkt erreicht ist, an dem das Album nicht mehr besser werden kann.
Doch man ahnt es schon, es kommt besser. Der Titelsong ist so ein wundervoll arrangiertes Stück, dass du seine Zerbrechlichkeit mit Erschrecken feststellst. Vielleicht ist es nur die Vorstellung von einem Leben in diesem Maroqopa, dass so schön sein könnte, dass dieses Lied so zerbrechlich wirkt. Vielleicht sind es aber auch die reduzierten Instrumente, der zu verhallen scheinende Gesang und die wohl unaufdringlichste Art des Folk, die dieses Lied so besonders macht. Ganz egal, was die Wirkung dieses Liedes ausmacht - es ist schlicht und einfach bezaubernd.
Es ist kein Album der großen Überraschungen, doch das will man auch gar nicht. Es soll hier keine Überraschungen geben, Jurado soll bitte einfach immer weiter erzählen. Von dem Leben wie es ist, wie es war, wie es sein könnte. Und natürlich von der Liebe, diese Emotion, die so unglaublich wichtig zu sein scheint. Das hat auch er erkannt.
Und wenn man dann am Ende angekommen ist, beinahe den Abspann vor dem inneren Auge ablaufen sieht und das letzte Stück Mountains Still Asleep beginnt, dann ist sie plötzlich doch da. Die Überraschung. Oder eher: die (kleine) Sensation. Soll es etwa so sein, dass Damien Jurado auf ganz geschickte Art und Weise Them & Van Morrison huldigt und diesen wundervollen Folksong in leicht jammernde Gitarren verpackt, die hin und wieder in diese grandiose Dudelei abdriftet, mit der sie einst It's All Over Now, Baby Blue coverten? Auch wenn niemand außer mir diese Parallele zieht: in meinem Universum ist das so. Außerdem ist die Vorstellung so wundervoll, dass er durch diesen Verweis mal eben ankündigt, die Zeit in Maroqopa sei nun vorbei. Punkt. Aus. Ende. Aber man kann sich ja selbst austricksen und das Album einfach noch einmal von vorne hören. Es ist immer noch alles so, wie zuerst gehört und interpretiert. Nur noch intensiver. Nur noch ein bisschen mehr, wie zu Hause.
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Kommentare zum Post
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Ganz fantastisch. Die Musik und dein Artikel <3.
AntwortenLöschenDanke, liebe Rita :-).
(An wen/welche Band erinnern mich diese Gitarrensequenzen nur so??)