Samstag, 28. April 2012
Kleinode deutschsprachiger Musik (50): Locas in Love - Nein! (2012)
In einer losen Serie stelle ich Werke vor, die vordergründig eines gemeinsam haben: Sie wurden in deutscher Sprache verfasst. Das alleine ist natürlich keinerlei Qualitätskriterium. Nein, mich interessiert ein kreativer Umgang mit selbiger. (Diesmal mischt Rita auch ein wenig mit. Aber psst.)
Locas in Love - Nein! (VÖ 04/2012) |
Besonders schön ist, dass das Lied nicht mit seiner eigentlichen Botschaft anfängt, sondern erstmal sich selbst und Ideenvermittlung in der Musik ganz generell in Frage stellt. Das nimmt ihm den sonst unvermeindlichen ultimativen Wahrheitsanspruch. Nicht nur das; auch die Absage an Schwarz-Weiß-Denken ist inklusive - das ist nicht nur total pc, sondern scheint nötig ob der folgenden klaren Antwort auf den Umgang mit wirtschaftlichen 'Zwängen' - einfach nicht mitmachen. Klingt weltfremd, aber womöglich ist es nur eine Frage der Prioritäten und des eigenen Bruttosozialglücks. Ich mache mir häufig Gedanken darüber und finde deswegen derlei sympathischen, musikalischen Zuspruch ab und an sehr angenehm. Man darf sich nur nicht darin verlieren, denn auch dieses Lied bleibt, was es nicht sein will - ein klar verständlicher Popsong mit schöner Melodie.
Doch eigentlich ist es viel mehr. Ein Manifest. Wie es ja nun auch im Intro zum Album selbst gesagt wird. Und so soll es auch bitte verstanden werden. Lange habe ich mich nicht auf das Lied einlassen wollen. Vielleicht aus Angst vor seiner Wirkung. Und dann hat es mich auch mit voller Wucht getroffen. Doch das war gut so. Wie Christian es beschrieb: es ist diese Ruhe im Lied, die es so kostbar macht. Man hört so aufmerksam zu. Es ist doch alles so wahr, was Björn Sonnenberg da sagt. Denn wo kommen wir da am Ende hin? Wir rackern uns ab, um die Miete oder wasauchimmer bezahlen zu können. Und am Ende? Da ist das Leben doch plötzlich schon vorbei. "Life is what happens to you while you're busy making other plans" sagte angeblich mal ein recht bekannter Musiker. Aber genau so ist es doch auch! Und jetzt sagt doch bitte einmal alle "Nein!" - auch wenn es vielleicht nur für kurze Zeit ist. Und selbst wenn alle anderen dich für verrückt halten. Sag einfach "Nein!". Für dich.
Ist es einerlei wovon man singt
solang der Rythmus stimmt
solang die Melodie gut klingt?
Ist es einerlei worüber man schreibt
solang man es laut genug tut
solang man genug übertreibt?
Und müssen es dann auch alle verstehen
oder nur Hundert
oder nur Zehn?
Und wenn etwas völlig sinnlos scheint
soll man dennoch dabei bleiben
sich Mühe geben
sich zusammenreißen?
Nein Nein Nein Nein Nein
Nein Nein Nein Nein Nein
Das war damals
Das ist jetzt
Nichts ist gut
und nichts ist schlecht
Nichts ist sicher
und nichts in Gefahr
Nein, nicht alles ist ein einziges Gegensatzpaar
Und müssen wir uns wirklich selber zermahlen
weil wir glauben wir müssen die Miete bezahlen?
Müssen wir uns wirklich selber zermatern
weil wir glauben dass es irgendwer von uns erwartet?
Nein Nein Nein Nein Nein
Nein Nein Nein Nein Nein
Nein Nein Nein Nein Nein
Nein Nein Nein Nein Nein
Nein Nein Nein Nein Nein
Nein Nein Nein Nein Nein
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