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Donnerstag, 5. Juli 2012

The Tallest Man On Earth - There's No Leaving Now

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There's No Leaving Now (Dead Ocean/Cargo); bereits erschienen

Oh je. Wie soll man da nun adäquat etwas zu diesem Album sagen, ohne sich in Verzückung zu verlieren? Vielleicht sollte man - ich - dann auch einfach den Mund halten. Dem möchte ich leicht hysterisch schreiend entgegnen: das geht doch aber nicht! Denn schließlich ist dies eines der wundervollsten Alben dieses Jahres von einem der unaufgeregtesten Menschen auf diesem Planeten. Und dann heißt der auch noch Kristian Matsson. Pardon: The Tallest Man On Earth!

Zugegeben, es dauerte seine Zeit, bis auch ich endlich durchschaut habe, dass dieser nun so große Mann tatsächlich gar nicht so ein Nachahmer ist, wie ich es immer befürchtete. Vor allem, dass er sich gar nicht so groß gibt, wie es sein Name anzudeuten vermag.
Stattdessen ist dieser Kristian Matsson, zumindest auf There's No Leaving Now, der zugleich entspannteste Mensch der Welt. Wie er da einem Leierkasten ähnlich mit Just Grow Away einsteigt. Leierkasten können so schön sein!
Es ist zwar nicht gerade einfach, dem jungen Herrn aus Schweden (zumindest textlich) zu folgen. Er nuschelt halt so gerne. Ach, was soll's! Dann hörst du dir das Lied eben zum fünften Mal an, bis du verstanden hast, was er sagen möchte. In der Zwischenzeit dürfte dir dann auch klar sein, warum There's No Leaving Now eines der Alben sein wird, die dich wohl ewig begleiten. Hinter all der offenkundigen Verschrammeltheit und Vernuschelung dessen, was er eigentlich sagen möchte, steht nämlich die Virtuosität dieses jungen Mannes. Wie der mit Instrumenten umgehen kann! Ob Pedal Steel oder Baritongitarre, bei ihm werden alle Instrumente irgendwie so nebensächlich. Weil sie ihm schlicht und einfach gehorchen. Dann kommt da eben so etwas dabei herum, wie der Revelation Blues. Kein dich noch so umhauender Punk Song könnte dich härter treffen, als die Sanftheit dieses verdammt schönen Liedes. Können die Schweden eigentlich so gut wie alles? Man will es gar nicht wissen.
Und über allem steht da die Erkenntnis, dass man sich den Dingen nun auch einmal stellen muss. Hau eben nicht ab, auch wenn es so schön einfach ist. Und man sich in der Rolle des vor dem Elend Flüchtenden sogar ein wenig gefällt. Nein. Du bleibst jetzt da und setzt dich gefälligst damit auseinander. Am Ende bist du dann hoffentlich so entspannt, wie The Tallest Man On Earth spätestens bei Leading Me Now ist. Selbsteinsicht kann eben nicht nur aufwühlend, sondern auch befreiend sein. Ha!
Das wundervolle 1904 könnte dich dann sogar fast dazu bringend, hüpfend durch die Gegend zu tanzen. Jawohl. Hüpfen und Tanzen zugleich. Denn jetzt ist man bei der Leichtigkeit angekommen. Nach all dem Schrecklichen, was damals passiert ist. So phrasenhaft es klingen mag - man wächst auch an eben solchen Dingen, die einem wahrlich nicht so sehr in den Kram passen. Das mit dem Wachsen soll jetzt aber bitte nicht auf die Größe des hier lobgehudelten Künstlers anspielen (beim Verfassen dieses Textes ist mir dann auch aufgefallen, wie viele schlechte Witze man mit diesem Namen anstellen könnte. Ich hoffe wirklich sehr, dass Matsson die nicht schon alle hören musste und auch nie hören wird). 
Bei all seinen Liedern auf There's No Leaving Now bewegt sich The Tallest Man On Earth immer noch dahin, wo es ihn mit seinen vorigen Werken hingetrieben hat: in die Fußstapfen von Bob Dylan. Aber der Mann darf das. Wirklich. Wenn jemand, dann dieser Herr. Ganz Besonders bei Criminal mach er deutlich, warum er niemals, aber nun auch wirklich niemals in eine Indie-Ecke geschoben werden darf, in die er nicht hingehört. Dafür ist seine Musik einfach zu langlebig und zu großartig. Punkt. Aus. Ende.

Eins möchte man dem Künstler dann aber doch noch sagen. Lieber Kristian Matsson, bitte sei doch immer so entspannt, wenn du deine Geschichten erzählst. Die Dringlichkeit geht dabei niemals verloren. Aber die Entspanntheit macht es irgendwie noch wertvoller. Man erkennt, dass eben alles doch einen Sinn zu haben scheint. Und sollte das nicht so sein, möchte man jetzt wenigstens daran glauben.



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