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Dienstag, 4. September 2012

Auf Tour mit dem OMP in Italien - Ein Erlebnisbericht

2 Kommentare :
drawing by Mawil and Klaus Cornfield
13 Tage mit 28 Menschen 3500Km durch Deutschland, Österreich und Italien unterwegs zu sein klingt anstrengend, aber es war das genaue Gegenteil - nämlich wunderbar entspannt und auf einer Spaßskala von 1 bis 10 mindestens 15,3. Während der Zeit habe ich kein Tagebuch geführt – das wäre ja auch zu anstrengend gewesen bei diesen Temperaturen. Stattdessen versuche ich jetzt den großen Löchern im Hirn doch noch die wesentlichsten Informationen zu entlocken und niederzuschreiben. Los geht’s...

-> Ganz unten hier im Beitrag findet sich das passende 1stündige Tourvideo.<-

Tag 1
Was gibt es schöneres als am Wochenende noch in der gefühlten Nacht aufzustehen um fast 700Km nach Kaiserslautern zu fahren? Richtig, fast nichts. Das Mittelmeer muss noch warten, denn man erwartete uns auf dem Alles muss raus-Straßenfest. Die Konzerte gehen als erfolgreich durch und die Stadt war nett zu uns, auch wenn ich in diesem Leben wohl eher nicht nach Kaiserslautern ziehen werde. Allein die Erlernung des Dialektes würde Jahre in Anspruch nehmen, außerdem hat die Stadt meinen kaum vorhandenen Orientierungssinn komplett ausgetrickst.

Tag 2
Immernoch Kaiserslautern. Kuschelige 27 Grad. Naja, heißer wird es in Italien auch nicht, oder? Drei Konzerte, viele Getränke und gegen Abend noch die sympathische Band The Beez aus Berlin (müssen die alles aus Berlin importieren da unten im traurigen Süden?). Noch eine Nacht im luxuriösen Hotel und weiter geht’s nach, nein, nicht Italien. Bayern.


OMP beim Alles muss raus-Festival in Kaiserslautern / 11.08.2012

Tag 3
Wer braucht schon Italien. In Buchloe, tief in den Tiefen Bayerns, sind locker mediterrane 30 Grad. Wir speisten sehr umfangreich (soll ich das jetzt immer schreiben? Die Tour war eine einzige Völlerei) und schliefen angemessen hippiesk nach dem Konzert alle gemeinsam in einem großen Zimmer (Danke, Ohrstöpsel). Der Club war grundsympathisch – wäre ich nicht schon seit gefühlt 5 Tagen durch die Süddeutsche Einöde gegurkt würde ich meinen in einem linken Kreuzberger Etablissement zu stehen. Leider war die Menge an Zuschauern sehr überschaubar und auch der Altersschnitt eher die Orchester-Elterngeneration, aber wir hatten Spaß. Nun aber auf nach Italien, aber kurz vorher noch nach Österreich, wenn man schonmal in diesen Regionen unterwegs ist.

Tag 4
Feldkirch, Österreich, nahe Bodensee. Wir dürfen auf einem Campingplatz unsere Zelte aufschlagen. Die Camper schauten leicht irritiert als die 3 Busse mit diesen seltsamen bunten Menschen vorfuhren. Um nicht negativ aufzufallen haben wir unsere OMP-Fahne gehiesst und einen ordentlichen Fahnenapell absolviert, so wie sich das gehört. Das Konzert war, hm, etwas eigen. Vorne saßen einige wenige interessiert schauende Menschen. Der spärliche Rest weilte in sicherer Entfernung und war mit sich selbst beschäftigt. Seltsam, diese Österreicher. Hier ist es auch nicht so warm wie es auf Italien-Tour sein sollte. Ok, kann man wenigstens mal früh schlafen gehen.

OMP beim Proben auf einem Campingplatz in Feldkirch/Österreich - ©Fiona Krakenbuerger

Tag 5
Immernoch Feldkirch. Da der Fluch auf dieser Stadt fast körperlich spürbar ist mache ich mit ein paar anderen einen Tagesausflug in die Schweiz, Geld angucken. Schön viel Berge haben die da, die Schweizer. St. Gallen fand ich nicht sooo dufte, aber ein bisschen Sightseeing schadet nie. Noch schnell für 26 völlende Menschen einkaufen, Abendessen und ab aufs ulkige Festival. Sagen wir mal so, am Abend vorher war es besser. Egal, die Band ist sich ja selbst genug. Was nicht fehlen durfte war der ordentliche Regenschauer, der die ganze Nacht unsere Zelte durchweichte, und da wir früh morgens abreisen mussten war die Stimmung leicht weniger sonnig als üblich – aber das änderte sich rasch, denn es ging endlich nach ITALLLIEEENNN!

Tag 6
Auf nach Forneletti bei Verona. Die Fahrt war lang, die Temperaturen stiegen. 35Grad. Prima, so langsam müssen sich unsere Körper endlich nicht mehr ständig warmhalten wie im frostigen Deutschland. Unser Bauernhofgehöft ist so malerisch und wunderschön, so sieht Glück aus. Mehrere Profiköche in der Band sorgen für erneute Völlerei, und dann auf nach Pesciera am Gardasee. Juhu, das erste Mal in Italien spielen. Es läuft gut, es ist verdammt heiß und die Leute freuen sich. Und wir stellen fest - nirgendwo auf der Welt ist man vor betrunkenen Briten sicher. Merke: Wenn die auch noch aus Liverpool kommen, auf keinen (!) Fall 'Here comes the sun' anstimmen. Man wird sie einfach nicht mehr los. Das wars auch schon in Forneletti, leider. Auf geht’s, weiter Richtung Süden.

Tag 7
Wow, es ist wie aus einem Italienbilderbuch. Immer weiter geht es die engen Bergstraßen hoch, 42Grad, und plötzlich stehen wir vor einem tollen großen Haus, welches auf einem Berg hoch über allem anderen trohnt. So werden also unsere nächsten Tage aussehen. Wir sind im Paradies, genauer gesagt in Sieci bei Florenz.

Das OMP-Feriendomizil für 5 Tage: Sieci - ©Marc Seestaedt

Tag 8
48Grad, da ist Existenz nur noch in Zeitlupe möglich. Immerhin wird man zum Frühaufsteher. Dann erstmal lange im Schatten sitzen, Völlerei, und schauen wo es Erfrischung gibt. Es fand sich tatsächlich ein See, dessen milde Wassertemperatur zum Verweilen einlud. Abends, als die Körper wieder ein gewisses Maß an Bewegung akzeptierten, fuhren wir zum riesigen Buskers Festival nach Ferrara. Die Zuschauermasse war für unsere Verhältnisse wirklich beeindruckend, und doch schien die Hitze sich immernoch lähmend auszuwirken. Ferrara gewinnt zudem den Preis für die ulkigste Unterbringung der Tour – ein Fußballplatz.
Da liegen sie also, im Zelt oder einfach im Freien im Strafraum. Der Platzwart war ein freundlicher Mensch und nachsichtig ob unserer Unpünktlichkeit. Ist das in Deutschland auch denkbar? Vielleicht habe ich auch nur schlimme Vorurteile bezüglich deutscher PlatzwärterInnen.


Finale des Auftritts in Ferrara

Tag 9
Die Tour geht in ihren 9.Tag, es sind 57Grad, und endlich sehen wir das Mittelmeer! Selbst warmes Wasser und Massenstrand kann die Freude nicht bremsen. Der Tag besteht lediglich daraus am Strand und im Wasser herumzuliegen. Die Hitze scheint dem Örtchen nicht gut zu tun. Erst sehen wir innerhalb von wenigen Stunden live 2 Verkehrsunfälle, und dann wird einer unserer Busse aufgebrochen. Naja, wenns weiter nichts ist. The Tour must go on, und zwar Abends im malerischen Ort Pietrasanta. Sie waren sehr nett zu uns (wie immer), und ich machte noch einen kleinen Ausflug zu Burgruinen hoch über der Stadt. Was für ein Ausblick! Das war auf jeden Fall einer meiner Lieblingsorte auf der Tour.

Tag 10
Proben, proben, proben - wie auch schon an den vorangegangenen Tagen erstaunlich produktiv bei den Temperaturen. Mittlerweile ist die Band eine musikalische Einheit in vorher für mich ungeahnten Ausmaßen. Abends fahren wir nach Florenz. Es sind 62Grad, mal schauen was die Stadt uns zu bieten hat. Auf dem ersten auserkorenen Platz scheuchen wir erstmal den traurigen Barden weg um sonnige Lieder zu spielen. Die Menschenmengen müssen sich allerdings woanders verstecken. Beim dritten Konzert des Abends haben wir dann DEN Ort der Orte gefunden. Keine Polizei, schöne Akustik und sehr spendables Publikum. Das Leben ist schön.

Tag 11
Das Thermometer zeigt 666Grad. Ja, so hab ich mir Italien vorgestellt. Das macht aber garnichts. In Berlin würde ich jammern, hier liege ich nur im Schatten, genieße den leichten Wind und warte auf ein leckeres Dinner einer unserer Meisterköche. Im Schutze der Dunkelheit brechen wir nach Siena auf, und es sollte das Highlight werden. Ein riesiger, Arena-artiger Platz im Zentrum, wunderbar beleuchtet, keine Konkurrenzmusiker und entspannt rumlungernde Menschen. Perfekt. Nach wieviel Sekunden wird uns Polizei vertreiben? Sie tat es garnicht und wir konnten berauscht so ziemlich das ganze Repertoire durchspielen. Kurz nachdem wir fertig waren zogen dann noch viel viel lautere Trommler durch die Straßen, was wohl die Erklärung dafür ist dass wir nicht als nächtliche Lärmbelästigung wahrgenommen wurden - die sind schlimmeres gewohnt.

Tag 12
Schade, das wars schon in Italien, wir müssen nach Hause. Es stehen fast 900Km nach Erlangen auf dem Programm, sodass der ganze Tag nur aus Fahrerei und nächtlichem Beisammensein in Erlangen besteht. Huch, wir sind wieder in Deutschland, da darf man draußen nach 22Uhr nur flüstern.

Tag 13
Erlangen, eine wunderliche Stadt. Für mich hat sie mit Kaiserslautern gemein, dass ich mich vermutlich auch nach Monaten Übung nicht in ihr würde orientieren können. Wir spielen in der Mittagssonne auf dem Marktplatz. Beinahe hätte ich mir den Italien-Tour-Sonnenbrand in Erlangen geholt. In Erlangen! Das wäre wirklich bitter gewesen. Vor uns eine überschaubare Masse. Man schenkt uns noch eine Kiste Bananen bevor wir wieder in die Zone fahren.
Hier gibts wirklich sehenswerte Panoramaaufnahmen vom Konzert!

Gruppenfoto in Erlangen - ©Jan Köhn

Hach, schön war es. Wir sind immer nur von Paradies zu Paradies gefahren und immer wenn man glaubte, das war jetzt das Highlight, wurde es NOCH besser. Italien war gut zu uns. Grazie Mille.

Hier unser Tourvideo. Es beweist die absolute Wahrheit meiner niedergeschriebenen Worte.

2 Kommentare :

  1. Es scheint, Sie hatten eine Menge Spaß. Es ist gut, lustig, Freunde zu haben.

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  2. Ihre Konzerte sind immer toll, voller positiver Emotionen. Herzlichen Glückwunsch an alle Teilnehmer!

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