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Mittwoch, 12. September 2012

Hurray For The Riff Raff - Look Out Mama

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Look Out Mama (Loose Music/ bereits erschienen)
Alynda Lee Segarra ist wohl das, was man einen Freigeist nennt. Und dass sie auch wirklich etwas zu sagen hat und vor allem das, was sie denkt, beweist sie mit ihrer Musik deutlich. Es ist also nicht verwunderlich, dass man gar nicht mehr aufhören kann, ihr zuzuhören, wenn sie einmal begonnen hat, zu erzählen. Ihre Stimmte ist dabei immer so wundervoll einnehmend, dass man frühestens beim zweiten Hören ihrer Musik merkt, wie großartig die Songs arrangiert sind. Und wie sie es schafft, zusammen mit ihrer Band durch die musikalische Geschichte Amerikas zu wandeln und in ihrer eigenen, eben einnehmnenden Art, neu zu interpretieren. Grandios ist das, was jetzt bei Hurray For The Riff Raff's (der Name!) zweitem Album zu hören ist. Wie auch schon beim Vorgänger. 

Das muss erst einmal jemand schaffen: mit ihrem selbstbetitelten Debüt aus dem vergangenen Jahr war es schon um die Tante Pop geschehen. Was Hurray For The Riff Raff da machten, das klang nach Soul, das machte Sinn. Das war im wahrsten Sinne des Wortes bezaubernd. Und man glaubte Alynda Lee Segarra das, was sie da sang.
Bei Look Out Mama ist es da ähnlich, wenn nicht sogar noch ein wenig grandioser. Denn die Sängerin scheint nicht nur stimmlich selbstsicherer zu sein, sie scheint auch genau zu wissen, was sie sagen will. Klang es vorher noch ein wenig so, als traue sie es sich dann doch nicht ganz zu, ihre Meinung zu äußern, so klingt sie jetzt gefestigt. Das mag zum einen daran liegen, dass mit den aus der Band The Tumbleweeds hervorgegangen jetzt festen Mitmusikanten bei Hurray For The Riff Raff eine Konstante gegeben ist. Allerdings wird es auch daran liegen, dass Segarra (hoffentlich!) gemerkt haben muss, dass es nicht ganz falsch sein kann, was sie da macht. Musikalisch bewegt sie sich durch die amerikanische Geschichte. Ihren Stil lernte sie irgendwo in New Orleans - wahrscheinlich bei all den dort ansässigen Straßenmusikern. Das hört man Hurray For The Riff Raff auch glücklicherweise noch auf dem Album an: die Dame und die Herren haben bei den Menschen gelernt, die Musik nutzen, um sich auszudrücken. Sich ehrlich auszudrücken. Und die etwas zu sagen haben. So bleibt auch Alynda Lee Segarra in dieser Tradition stehen, wenn sie auf Look Out Mama verkündet, dass sie endlich zu Hause angekommen sei. Schließlich reiste sie einige Jahre auf eigene Faust durch Amerika - Brooklyn war nicht der Ort, an dem sie bleiben wollte. Sie wollte nun eben wissen, wie das Land ist, das sie ihre Heimat nennt. Und dass sie so manches erlebt haben mag, hört man ihrer Stimme an. Sie klingt, als habe sie ein ganzes Leben hinter sich. Und doch ist ihre Stimme nicht verbraucht. Sie klingt erfahren.

Da sind die Momente, in denen eine mögliche neue Liebe all das Schlechte auf der Welt vergessen macht (Lake Of Fire) und musikalisch gesehen den Surf-Rock ins 21. Jahrhundert holen. Oder auch die Ode To John And Yoko. Nie hätte ich gedacht, dass es ein Lied schaffen würde, mich diese Konstellation endlich verstehen zu lassen. Hurray For The Riff Raff haben das allerdings geschafft. Und wenn man Segarra von dem von ihr vermuteten Respekt der beiden Künstler füreinander singen hört - man glaubt es ihr einfach. Zudem meint man zu wissen, dass sie eine solche (künstlerische) Freiheit auch einmal erreichen will. Ich würde fast behaupten, dass sie schon dort angekommen ist.

Vor allem scheint die junge Dame ganz schön selbstreflektiert zu sein. Wofür man sie beneiden könnte, wenn Neid denn der richtige Weg wäre. Im Titeltrack zum Album macht sie das so sehr deutlich, dass es dem Zuhörer fast Tränen in die Augen treibt. "I'm a heavy girl. Full of sorrow. Don't ask me how I got this way 'cause it's been too long to tell. But I'm getting tired going down this road all by myself." Oha. Wenn man nach diesen Zeilen von der Violine wieder aufgefangen wird, scheint es fast, als säße man in einer Bar irgendwo in Amerika und Hurray For The Riff Raff würden genau in dieser Bar auf der Bühne stehen und dir diese Geschichte erzählen. Man sollte solch ein Erlebnis jeden Tag haben. Denn diese Frau und ihre wundervolle Band, die wecken dich auf. Und sind trotzdem nicht anstrengend. Eher unterhaltsam, clever und unfassbar talentiert. Einen Wunsch hätten wir da aber noch: macht doch bitte immer Musik. Das wäre schön.

Zum Glück kommen Hurray For The Riff Raff bald auf Tour. Wie die Tante schon gesagt hat: Hin da!



            

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