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Montag, 3. September 2012

Musik und Nebenwirkungen: Würden wir immer auf Musikjubiläen anstoßen, wären wir alle permanent betrunken

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Ach, die Keine Macht für Niemand ist vor 40 Jahren erschienen. Es gibt eine große Ausstellung mit natürlich auch bislang unveröffentlichten Fotografien (wo waren die die letzten 40 Jahre?) und extra Konzerten. Und der John Cage, der wurde vor genau 100 Jahren geboren. Großartiger Typ, an den kann man garnicht genug erinnern. Da lohnt vielleicht sogar ein Ausflug nach Halberstadt, um mal das 400-Jahre Orgelprojekt mit eigenen Augen zu sehen und vor allem eine Jahrzehnte andauernde Note zu hören. Soviel Zeit ist dann aber doch nicht, denn zum Beispiel ist Hanns Eisler vor genau 50 Jahren gestorben. Großartiger Typ. Wenn man es auch sonst nicht tut, an solch einem Tag kann man auch mal zum Gedenkkonzert gehen. Oder viel authentischer – seine Lieder auf der Straße singen. Das wäre mal ein interessanter Flashmob, aber Flashmob und Hanns Eisler-Kundige Menschen sind wohl eher zwei verschiedene Dinge.


Hunderte runde Musikjubiläen werde ich jetzt unwissend unterschlagen haben – Perfektionisten dürften aus dem Gedenken eigentlich garnicht mehr herauskommen. Sicher haben Jubiläen eine wertvolle Funktion; sie kramen Kunst hervor, die sonst nur als Schatten vergangener Tage in der Gegenwartskultur stattfindet. Andererseits bleibt immer dieses ungute Gefühl so zu sein wie all jene, die ausschließlich Weihnachten einmal in die Kirche gehen. Durch ein Jubiläum an etwas erinnert zu werden heißt es vorher vergessen zu haben. Wenn ich an die im ersten Absatz aufgeführten Beispiele denke wäre das bei mir Hanns Eisler. Der ist gewiss nicht präsent, aber durch das bloße lesen von '50. Todestag von Hanns Eisler' kommt direkt der Gedanke – mit dem wollte ich mich doch schon vor Jahren noch mal näher auseinandergesetzt haben. Sollte man mal in Angriff nehmen.



Ganz anders ist es beim Jubiläum der Keine Macht für Niemand. Das ist eines der Alben, dass ich immer bei mir habe (im übertragenen Sinne, aber auch meistens irgendwo zumindest als MP3s). Deswegen finde ich das Jubiläum wenig interessant – es erinnert mich nicht, es will mir nur sagen 'schau wie lange das her ist'. Das Gefühl will sich bei den Scherben nicht so recht einstellen, deswegen verzichte ich in dem Fall sehr gerne auf 'Gedenken'.

Im September 2084 werde ich persönlich verhindern, dass irgendjemand meinem 100.Geburtstag gedenkt. Es wird ein rauschendes Fest, das ist sicher. Ob sich dann aber noch jemand an die Keine Macht für Niemand erinnert? Ich werde sie auflegen und senil von der guten alten Zeit erzählen. Ach wird das schön.

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