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Mittwoch, 13. Februar 2013

Album für Album: The Kinks - Soap Opera (1975)

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Ich möchte über die Musik der Kinks schreiben, sitze vor dem Berg an Material und weiß nicht, wie man die ganzen Gedanken dazu in einen gut lesbaren Fließtext verwandelt bekommt. Es gibt zuviel – z.B. die vielen grandiosen Alben aus den 60ern, von dem jedes anders klingt und es oft an wundervollen Ideen übersprudelt. Es gibt diverse theatralisch aufgebaute Konzeptalben aus den 70ern, über Vergänglichkeit, Schule und Star-Dasein, die viel zu selten gewürdigt werden, obwohl sie mitunter fantastisch sind. Da ist noch die Stadionrockphase Ende der 70er, Anfang der 80er und ab Mitte der 80er das durchwachsene, meist ignorierte Spätwerk, welches aber doch ab und an Highlights bietet. Deswegen möchte ich meine Gedanken und Empfehlungen zu den 24 Studioalben einfach in chronologischer Reihenfolge niederschreiben, mit der Hoffnung dass einige LeserInnen den ein oder anderen untergegangenen Schatz für sich entdecken.


Nie waren die Kinks mehr eine Ray Davies-Revue-Band als auf diesem Album. Krankte die Idee des Theatralischen auf den vorangegangenen Alben immer an der Umsetzung, so sollte hier wohl alles perfekt sein. Die Geschichte ist zusammenhängend und schlüssig erzählt, und nicht mehr so wirr wie bei den anderen Versuchen. Das Thema ist allerdings schon hinreichend bekannt – es geht ums Starleben. Bereits auf Lola versus Powerman and the Moneygoround, Part One waren die Abgründe der Plattenindustrie das Thema. Auf Everybody's in Show-Biz das ganze noch einmal aus persönlicherer Perspektive. Nun also noch einmal, diesmal mit durchgehender Story:
It tells the story of a musician named Starmaker who changes places with an "ordinary man" named Norman in order to better understand life. [...] Starmaker goes to bed with Norman's wife Andrea and then goes to work the next day, getting caught in the rush hour. He works 9 to 5, then goes down to the bar for a few drinks before making his way home. He then is greeted by Andrea whom he tells is "making it all worthwhile". By this point Starmaker has lost his grip on reality, he doesn't know who he is anymore. In the end he settles down with Andrea, accepting that he is now just "a face in the crowd". The album finishes by saying that although rock stars may fade, their music lives on. - http://en.wikipedia.org/wiki/Soap_Opera_%28album%29
Dem Album kann man sogar folgen ohne vorher Hintergrundinformationen eingeholt zu haben, im Gegensatz zu Preservation Act I & II, bei denen es nötig ist während des Hörens im Begleitheft mitzulesen was denn gerade passiert.

Doch was erwartet uns? Auf jeden Fall ein großer Fortschritt im Vergleich zu den drei vorangegangenen Werken. Die 12 Lieder fügen sich sehr gut ineinander und haben durchaus Potential, allerdings eher am Stück als einzeln herausgegriffen. Aber so ist es ja auch gedacht. Musikalisch wurde alles auf Musical-fähig getrimmt. Das kann man sich schon beim bloßen Hören als schrille Bühnenshow vorstellen.

Die erste Seite der Platte ist sehr vorhersehbar. Starmaker tauscht mit Norman – 'Everybody's a Star' und 'Ordinary People', erlebt dann die graue Eintönigkeit des Bürojoballtags – 'Rush Hour Blues' und 'Nine to five', um dann im Alkohol die Ödnis dieses Lebens zu ertränken – 'When work is over' und 'Have another drink'. Ab und zu, vermutlich traute man wohl doch nicht ganz der Verständlichkeit, findet sich etwas kursiver Text vor den abgedruckten Liedtexten, der die Szenerie bzw. Gemütsstimmung erklärt. Beim nach Hause wanken aus dem Pub sieht er, so der Zwischentext, in der U-Bahn Werbung für All-Inclusive-Ferien und beschließt eine Woche Auszeit zu nehmen. An der Stelle wird es etwas holprig, denn im nächsten Lied schwärmt er schon von seiner Urlaubsromanze – 'Holiday Romance'. Dann kommt er wieder heim und ein unerwartet positives Liebeslied – 'You make it all worthwhile' – wird dargeboten, doch letztendlich möchte Starmaker nicht mehr dieses furchtbar langweilige Leben von Norman führen, bäumt sich nochmal mit einem Wutausbruch über die hässliche Wohnungsdekoration auf – 'Ducks on the wall' (klingt wie 'Supersonic Rocket Ship', oder?), um schließlich langsam aber sicher zu erkennen dass er niemals Starmaker war, sondern sich das alles nur eingebildet hat – '(A) Face in the crowd'. Am Ende steht die versöhnliche Erkenntnis das Starruhm endlich ist – 'You can't stop the music'.

Erzählt klingt die Geschichte nicht nach einer wahnsinnig guten Idee, aber als Konzeptalbum kommt es garnicht so schlecht, wenn gleich die Kinks schon deutlich besser waren. Im Grunde ist es ein Album über Tagträumereien und Wahnvorstellungen (je nachdem). Noch interessanter ist das Ganze in Bewegtbildern, die es zum Glück bei Youtube in voller Länge gibt. In dieser ulkigen Fernsehdarbietung wird der Aspekt der Wahnvorstellungen ganz besonders gut herausgearbeitet. Außerdem gefällt mir diese seltsame Mischung aus Dilettantismus und Liebe zum Detail.

Die Kinks verkamen leider zur One-Man-Show von Ray Davies, allerdings ist genau diese Show wie gesagt nicht schlecht. Geschmackssache, wie immer. So theatralisch waren sie jedenfalls nie wieder.

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