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Donnerstag, 28. Februar 2013

Musik und Nebenwirkungen: Die Sache mit dem Geld und der Kunst - im Zweifel für Ziellosigkeit. Außer Tocotronic, die sind im Zweifel für Universal. Vielleicht auch ohne Zweifel.

1 Kommentar :
Die edelste Form des Geld verdienens mit Musik.
(CC BY-SA 2.0 by Kenneth Allen)
In dieser Kolumne waren schon verschiedenste Nebenwirkungen von Musik das Thema – Gemeinschaft, Feierei, Gemeinschaft und Feierei, Erinnerungskultur, Individualismus, Schmerzen, Altern. Das Thema Geld wurde auch mehrere Male angeschnitten, aber bis jetzt in seiner Gänze unter den Tisch gekehrt. Ich weiß, es ist ein unappetitliches Thema. Wer denkt schon gerne über Geld nach, vor allem im Zusammenhang mit etwas was man aus purer Freude genießen mag?

Ich denke zu oft über diese Verbindung nach, und finde sie prinzipiell furchtbar. An dieser Stelle darf ich mal mich selbst zitieren:
Kunst ist nicht monetär bezifferbar. Sie erzielt lediglich auf dem mehr oder weniger freien Markt einen bestimmten Preis durch Umstände, die mit der Kunst ansich nicht viel zu tun haben müssen. Wenn aber der Künstler Geschäftsmann/frau sein muss, korrumpiert das zwangsweise die Kunst. Finanzielle Erwägungen sind Gift für die Kreativität, und genau die brauchen wir.
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Aus einer längeren Abhandlung über Die GEMA, das Universum und den ganzen Rest.

Hier und jetzt, in der sogenannten Realität, müssen sich mit Musik hauptberuflich beschäftigte Menschen um ausreichend Einkommen kümmern. Schaut man sich an wieviele Menschen in diesem Gewerbe ihre Vollkornbrötchen verdienen – Booker, Verleger, Label, Studios, Vertrieb, Designer, Clubs, Rechteverwerter, Anwälte, Produzenten, Mischer, Roadies, Manager, Tellerwäscher bei Universal, Presswerke, Videoproduzenten, Journalisten etc pp. - ist wirklich höchst erstaunlich wie das funktionieren kann.

Hab ich wen vergessen? Achja, Künstler. Für die bleiben aber nur noch Brötchen vom SB-Bäcker, eher noch die aus der Aldi-Mülltonne (wenn sie nicht abgeschlossen ist, die Schwei.. oh, ich schweife ab). Klar, in der Regel versucht man sich natürlich jeden unnützen Mitverdiener vom Leibe zu halten und betreibt sein eigenes Indie-Label, aber so richtig viel nützt das auch nicht – man ist im Grunde dann sein eigener un(ter)bezahlter Praktikant. Oder noch weiter gedacht - der ganze Crowdfunding-Hype. Der beruht letztendlich darauf sich diverser Mitverdiener zu entledigen. So eine Aktion erfolgreich zu gestalten ist ein enormer Aufwand, ohne Garantie auf Erfolg. Immerhin, wenn man wirklich was zu bieten hat wird es sich lohnen, doch wer auch immer zu den Verlierern des Trends gehört wird sich zu helfen wissen und an anderer Stelle Kohle aus der Mitverdienerkette entziehen. Der einzige radikale Ausweg als Künstler aus dem Money-Go-Round ist und bleibt die gute alte Straßenmusik. Das ist doch was. Außer das Wetter ist scheiße, oder man hasst Touristen.

In meinem -haha- 'Erwachsenen'-Leben traf mich als von Musik unentwegt begeisterte Person natürlich schon öfters der Gedanke damit doch auch auf irgendeinem Weg Geld zu verdienen. Die Frage ob der großen Auswahl an Betätigungsfeldern ist natürlich: wie? Wie behält man seine Würde, hat auch noch Freizeit und muss nicht zusätzlich beim Amt bittstellen? Über ausreichend Karma reden wir garnicht erst. In einer Band wollte ich selbst sowieso nie spielen (was ich mittlerweile seltsamerweise tue, aber die Geldfrage stellt sich zum Glück nicht, das macht das ganze so unschuldig und wundervoll, aber die Brötchen müssen woanders herkommen). Sicher, in der umfangreichen Aufzählung zwei Absätze weiter oben finden sich angenehme Tätigkeiten, nur bleibt immer die Frage ob, wenn man Musik liebt, man nicht besser beruflich davon Abstand nehmen sollte. Das mag jeder anders halten, ich habe mich noch nicht entschieden. Momentan habe ich durchaus viel Spaß am Booking für besagte Band, aber auch das mag sich schnell ändern wenn finanzielle Notwendigkeiten der Antrieb wären.

Vielleicht klingt der Text bis jetzt zu jammerig, so ist das nicht gemeint, mir gehts ausgesprochen gut. Es ist nur ein kurzer, subjektiver Blick auf die aktuellen Umstände in der Musikindustrie von Außen – eine Industrie, in welcher Musik wohl an vielen Stellen nicht unterstützt wird weil man sie so wunderschön findet, sondern weil man die Miete bezahlen muss. 
Nur so am Rande, ich frage mich was die Idee des bedingungslosen Grundeinkommens mit diesem Wirtschaftszweig machen würde. Es würde allen Beteiligten eine neue Wahlfreiheit ermöglichen, die es heute nur bei einer starken Nachfrage gibt (Was wohl eher selten der Fall ist. Wobei, Booker scheinen momentan gefragt zu sein, das gibt mir durchaus schon wieder zu denken...).

Und, man darf die vielen Menschen nicht vergessen die es sich gemütlich in Nischen eingerichtet haben und dort glücklich sind. Beneidenswert.

Unser kleiner Tante Pop-Kosmos darf auf keinen Fall korrumpiert werden und muss so unschuldig und wundervoll bleiben wie er ist. Bezahlter Musikjournalist zu sein fände ich beklemmend (und mir geht auch das Talent ab lange Texte über Alben und Konzerte zu verfassen, ohne letztendlich was zu sagen zu haben – das scheint in der Regel Einstellungsvoraussetzung zu sein). Aus Prinzipiengründen habe ich vor kurzem einige Artikel mit VG-Wort-Zählpixeln versehen – das hat aber im Grunde nur Symbolwert und refinanziert vermutlich lediglich die Kosten für die Domains. Wer mitfinanzieren möchte kann fleißig *klick* *klick* *klick* *klick* *klick* *klick* *klick* *klick* machen. Für uns hat es aber eigentlich auch keine Bedeutung ob man von denen irgendwann mal 20€ überwiesen bekommt oder nicht. Und wenn, dann gehen wir eh davon saufen.

Was bleibt als Fazit aus diesem wirren Artikel? Wir alle brauchen Brötchen, aber sie sind es nicht wert sich dafür etwas zu ruinieren was man liebt. Konsequenterweise werde ich bei nächster Gelegenheit also eine Bankkaufmannslehre anfangen müssen. Oder einfach keine Brötchen mehr essen, kann die eh nicht mehr sehen. Zeit für Kuchen. Wo kann ich mich zum Kaffee einladen?

Ein Schlusswort von Rio Reiser:
Geld macht nicht glücklich, es beruhigt nur die Nerven
und man muß es schon besitzen, um's zum Fenster rauszuwerfen.
Und man kann bekanntlich alles außer Liebe dafür kaufen,
doch der beste Weg von allen is'es einfach zu versaufen.


1 Kommentar :

  1. Ich bin eine Nichte der Tante Klassik und wollte hallo sagen. Ich verdiene mein Geld (noch?) mit Musik und vertiefe mich gerade in die Fänge der Frage, wie man Musik und Geld zusammenbringen könnte. Vielleicht à la "Was wäre ein künstlerischer Umgang mit Geld"? Oder eben: Musikstücke als Investition...www.lawofquality.com
    Grüsse Julia

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