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Montag, 4. November 2013

Maria Taylor - Something About Knowing

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VÖ: 01. November (Saddle Creek)
Ein recht einfach gehaltenes Albumcover kann auch viel aussagen. Wirklich. Auch wenn das Cover zu Something About Knowing zuerst die Frage aufwarf, was Maria Taylor denn nun mit einem Urlaub am Strand zu tun haben mag, so macht es bei genauerer Betrachtung doch schon viel mehr Sinn: nur wer wissend ist (damit ist jetzt keinesfalls allwissend gemeint), ist in der Lage, sich in diese beiden bunten Liegestühle zu setzen, die da abgebildet sind und zu verstehen. Was kryptisch klingen mag, lässt sich so übersetzen: Maria Taylor hat endlich zu sich gefunden. Musikalisch betrachtet. Und das ist ganz und gar wunderbar. Und sie weiß es auch. Ha!

Bereits im ersten Lied, Folk Song Melody, singt Maria Taylor einen wunderbaren Satz: You can't be free until you're ready. Das sitzt. Was manche für verniedlichte Vorstellungen der Welt und des Lebens halten mögen ist doch eigentlich einfach nur die ziemlich logische Wahrheit. Wer denkt, dass sie nicht hin und wieder auch einmal ausgesprochen werden sollte, der liegt falsch. Denn viel zu oft vergisst man doch, dass man sich so ziemlich die meiste Zeit des Lebens selbst im Weg steht. Wenn man mal ehrlich ist. Maria Taylor weiß das. Genauso wie sie weiß, dass es wertvoll ist, zu wissen, dass man weiß. Denn Something About Knowing beschreibt, wie sehr sie dieses Bewusstsein verändert hat. Und als Zuhörer zeigt es, wie sehr dieses Bewusstsein Maria Taylor auch musikalisch weitergebracht hat: ihre Musik war immer schon faszinierend. Aber eher zerbrechlich und nun ja, ein wenig depressiv.

Die Lieder auf Something About Knowing sind aber keineswegs fröhliche Popsongs, wie sie die Beach Boys gesungen hätten. Aber sie strahlen eine gewissen Gelassenheit aus, die sich sofort verbreitet. Diese Gelassenheit lässt es nicht nur direkt zu, sich bei und in diesem Album wohlzufühlen. Es bringt Maria Taylor auch dazu, Dinge auszuprobieren, die sie so vorher eher weniger mit ihrer Musik anstellte. Up All Night macht M.Ward beinahe Konkurrenz, ja, zeigt, dass diese Frau Gitarre spielen kann, das sie sich ohrwurmartige Melodien ausdenken kann. Und dass ohne sie und ihren Bruder Macey Taylor dieser Welt zwei wertvolle Musiker fehlen würden. Insbesondere dann, wenn sie zusammen musizieren - eben so wie auf Something About Knowing.

Das Album überrascht gar mit einem Song, der tanzbar ist (vorher eher etwas undenkbar bei Maria Taylor) und mit mehrstimmigem Chorgesang. Was bei jeder handelsüblichen Gitarrenband einfältig und abgedroschen klingen würde, ist hier furchtbar erfrischend. Und ja, Tunnel Vision würde ich gerne am Strand hören. In genau solchen Liegestühlen, wie auf dem Albumcover. Denn selten wurde die Kluft zwischen zwei Menschen so herrlich unbekümmert behandelt. Freunde, man sollte die Dinge eben einfach mal ansprechen. Das kann schon Welten bewegen. So stelle ich mir jedenfalls vor, klang der Gedanke von Maria Taylor, als sie dieses Album aufnahm. Wahrscheinlich wird dabei auch eine Rolle gespielt haben, dass die gute Dame vor kurzem Mutter geworden ist. Doch wo sich sehr viele Menschen darauf verlassen, dies als Erklärung für Taylors weicheren, ja, zufriedenen Sound anzugeben, ist es doch nur ein kleiner Teil dessen, was diese Frau für sich klar gemacht haben muss. Denn so großartig es wohl sein muss, Mutter zu werden: nicht jeder Mensch wird dadurch glückselig.

Glückselig klingt allerdings der Titeltrack. Man möchte sich in diese immer mal wieder quietschende Orgel einwickeln und den ganzen Tag The Wonder Years schauen, wenn man dieses Lied hört. Denn irgendwie ähneln sich die Serie um die Jugend eines jungen Kerls in der amerikanischen Vorstadt und dieses Lied: die Protagonisten in beiden Fällen erkennen, wie sehr es einen Menschen bereichern kann, einfach mal nachzudenken. Und Dinge zu akzeptieren. Zudem wirken beide so unglaublich warm und ja, geben auch ein wenig Geborgenheit weiter. Wirklich. Something About Knowing  ist auch nach dem hundertsten Durchlauf immer noch so. Das macht wohl ein gutes Album aus. Auch wenn Maria Taylor zugegebenermaßen die Musik nicht neu erfunden hat. Aber wer muss das schon. Hauptsache, man ist ehrlich zu sich selbst und macht ehrliche Musik. Das macht diese Dame allemal. Und dann ist sie sogar manchmal noch ein wenig betörend. So wie in This Is It. Es macht so viel Spaß, ihr zuzuhören. Und na gut, vielleicht ist das Album doch ein wenig mehr von der Geburt ihres Kindes beeinflusst worden, als ich es zunächst zugeben wollte. Doch selbst Lullaby For You macht Spaß. Eben weil Maria Taylor so selbstsicher wirkt. Auf eine angenehme Art und Weise. Wenn jedes Einschlaflied wie dieses klingen würde, die Welt wäre ein wenig schöner.


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