Montag, 14. Juli 2014
Sticky Biscuits – The sad reasons people go into particle physics
Der Name war für das Duo eine schwere Geburt, doch die monatelange Suche hat sich gelohnt. Die Bedeutung erschließt sich dem Nicht-Muttersprachler nicht unbedingt auf den ersten Blick, sorgt aber doch für ein heiteres Gesprächsthema:
A group of lads wank over a biscuit, and the last to cum on it has to eat, the now "sticky biscuit"
Klebrig sind die Lieder ihres ersten Albums auf jeden Fall. Neun Werke haben es auf The sad reasons people go into particle physics geschafft, und sie drehen sich alle um einen nerdigen, comichaften Kosmos aus zwischenmenschlichen Betrachtungen und unvermeidbaren Beobachtungen. 'Ungoogleable you' ist eine solche Beoachtung. Das Maß an gesellschaftlich akzeptiertem Stalking hat dermaßen beängstigende Ausmaße angenommen, dass im Internet vermeintlich unauffindbare Personen vielen schon obskur erscheinen. Gewöhnliche Band- und Familiennamen sind zukünftig entweder Schutz oder ein Ticket in die Bedeutungslosigkeit, je nachdem wie man das sehen möchte. Mit 'Sticky Biscuits' haben es die beiden übrigens ganz gut getroffen – sie sind damit deutlich einfacher zu finden als ich es erwartet hätte. Solcherlei Albumnamen tragen ihr Übriges dazu bei.
Noch viel naheliegender ist 'Beige'. Wer hat sich das noch nie gefragt warum um alles in der Welt Menschen im Spätherbst ihres Lebens plötzlich fast ausschließlich dementsprechende Farben tragen? Gibt es ein dunkles Geheimnis, das Menschen unter 65 nicht kennen? Man muss fair sein, junge Menschen sind dank H&M und Primark auch sehr ähnlich gekleidet, aber warum will man aussehen wie Bördesand? Immer? Das Lied versucht endlich Antworten zu finden.
Die Titelnamen verraten viel – Zombies, Ninjas, Putin (der ja so eine Art Mischung aus beidem ist). Letzterer wird an dieser Stelle zwangsgeoutet. Das ist seit 1991 eigentlich nicht mehr so angesagt, aber er schreit ja förmlich nach Erlösung. Sexuelle Vielfältigkeit ist ein großes Anliegen auf dem Album. Der erhobene Zeigefinger wird mit Texten aus einer (pseudo-)biografischen Perspektive geschickt umgangen. Insbesondere 'The Perks of Religion' macht auf diese Art Werbung für Offenheit jenseits von monogamen Zweierbeziehungen. Als religiöse/r FanatikerIn kann man sich freilich angegriffen fühlen, aber man kann nunmal nicht auf sämtliche Befindlichkeiten Rücksicht nehmen. Eine Tour durch den Bible Belt sollte die Band allerdings gründlich überdenken.
Es versammeln sich viele schöne, liebevoll umgesetzte Ideen auf dem Album. An dieser Stelle kann nur allerwärmstens empfohlen werden dieses Album nicht nur zu streamen, sondern auch ein paar Taler in den imaginären Hut zu werfen, um solche kleinen, sympathischen Projekte zu unterstützen.
Homepage: www.stickybiscuits.com
Homepage: www.stickybiscuits.com
Abonnieren
Kommentare zum Post
(
Atom
)
Keine Kommentare :
Kommentar veröffentlichen