Samstag, 16. Mai 2015
Orchestre Miniature in the Park - Songs About the Sun
Christian
Bewegtbilder
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Goldmütze
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Lob und Kritik
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Orchestre Miniature in the Park
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Phoebe Kreutz
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Pianosaurus
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Orchestre Miniature in the Park - Songs About the Sun (VÖ 26.06.2015) |
Dies ist keine gewöhnliche Albumrezension. Wir sind beide persönlich stark befangen was das erste Album vom Orchestre Miniature in the Park angeht, weil wir beide in das Projekt verstrickt sind. Ich ganz besonders, da ich mich glücklich schätze Teil dieser Band zu sein und es somit sozusagen mein eigenes Album ist, welches ich hier besprechen sollte. Das ist nicht so einfach. Natürlich finde ich es großartig, und natürlich sollten alle Menschen es kaufen und lieben, aber das mögen Außenstehende vielleicht ganz anders sehen. Die nachfolgenden Sätze sind ausnahmsweise kein Lob und keine Kritik einer zugesteckten Aufnahme, sondern ein höchst persönlicher Blick auf das eigene Schaffen (und das Schaffen vieler befreundeter Menschen).
Als das Orchester im letzten Jahrzehnt geboren wurde ging es vor allem darum in Parks zu gehen und Lieder über die Sonne und den Sommer auf Kinderinstrumenten zu covern. Über die Jahre kamen immer mehr Menschen dazu (und es gingen natürlich auch viele), brachten tolle Ideen mit und sorgten dafür, dass das Orchester an den seltsamsten Orten spielt (Gorch Fock, ZDF Morgenmagazin, re:publica), aber auch auf den wichtigen Berliner Bühnen und generell überall. Es wuchs nicht nur ein festes Repertoire an Covern, sondern auch langsam aber stetig ein Œuvre an eigenen Liedern.
Im Jahr 2015 ist es höchste Zeit diese endlich auf ein richtiges Album zu pressen, denn sie haben es verdient. Zehn der dreizehn Lieder auf Songs About the Sun sind unsere eigenen, und die restlichen drei Cover verwuchsen mit den Jahren so sehr mit dem OMP, dass sie sich wie unsere eigenen anfühlen.
Im Album steckt viel Liebe und die Mitwirkung von über 40 OMPies über die vielen Jahre, in denen jeweils ein paar Lieder aufgenommen wurden. Diese bunten Kombinationen an verschiedenen Besetzungen sind viel Wert, fügt es doch dem Album viele unterschiedliche Nuancen zu und lässt es somit nicht langweilig werden. Auch wer nicht dabei war kann erahnen, dass beispielsweise zwischen dem Einstiegslied 'Songs About the Sun' und dem folgenden 'Welcome Juliet' etliche Jahre liegen. Die Band entwickelt sich und bekommt immer wieder andere Facetten durch neue Instrumente und Talente.
Die Lieder haben erstaunlich oft einen traurigen Kern, der live eher untergeht und wohl erst in der Studioaufnahme so richtig zur Geltung kommt. Diese Ambivalenz zwischen Musik und Text war für mich schon immer anziehend. 'Pill That Makes the Sun Shine' handelt von Psychopharmaka, 'On This Sunny Day' von Selbstmord und 'Fräulein Sommer' von der klassischen zerbrochenen Liebesbeziehung. Die ganze schwere Last der Themen wird von der aufmunternden Musik aufgehoben. Sie ist sozusagen die Sonne in diesen Liedern, die textlich eigentlich wenige bis keine sonnige Elemente enthalten. Ich vermute dieses Konzept überträgt sich eher unbewusst auf das Publikum. Der traurige Text rückt in den Hintergrund weil die fröhliche Musik stärker ist. Als Studioaufnahme wirken die Texte präsenter und geben dem Album eine ausgewogenere Note verglichen mit den Livedarbietungen.
Auch wenn ich die traurigen Lieder sehr mag, so sind sie doch zum Glück nur ein Teil des Albums. Die unmissverständlichen, direkten Werke bilden sogar in der Mehrheit. Aus der Feder vom OMP-Flötisten Friedemann stammt das wunderbare 'Die Sonne ist da', welches genau den Inhalt hat, den der Titel verspricht. 'May the Sun Always Shine' gehört ebenfalls zu dieser Kategorie, wobei es als einfaches Ich-wünsche-Dir-alles-Gute-Lied ohne (versteckten) Witz ein gewisses Alleinstellungsmerkmal unter unseren Liedern hat. Am ähnlichsten (wenn auch inhaltlich in die ganz andere Richtung gewendet) ist ihm noch 'Thank You For This Moment', welches zu meinen absoluten OMP-Highlights gehört. Das hängt vor allem mit meiner Vergötterung von I'm From Barcelona zusammen, denn es erinnert mich stark an einige Lieder ihres ersten Albums.
Der Name eines der großen OMP-Einflüsse fiel soeben, doch es gibt zu diesem Thema noch mehr zu sagen. Ein anderes Role Model sind Pianosaurus, und nicht ohne Grund ist deren großartiges Stück 'Sun Will Follow' Bestandteil von ungefähr jedem OMP-Konzert. Das Lied wurde von uns so sehr ins Herz geschlossen und adoptiert – es musste einfach mit auf das Album. Außerdem ist mit 'All Summer Long' noch ein Cover von Phoebe Kreutz vertreten, mit der wir dankenswerterweise schon mehrmals zusammen spielen durften. Das dritte Cover versteckt sich gut, denn es klingt wie das prototypische OMP-Lied. 'Ich, Du und die Sonne' stammt erstaunlicherweise nicht von uns, sondern von einem Hamburger Musiker namens Goldmütze.
Neben den alten OMP-Klassikern 'Welcome Juliet' (die Leute sollten bei Konzerten und auf der Platte schließlich höflich begrüßt werden) und 'Komm raus zum Spielen' (Klaus Cornfields 'My Way' und ältestes Lied des Orchesters) findet sich mit 'Sheriff Chefboss' auch ein Lied aus der Feder von Ex-OMP-Mitglied Toni Kater, welches von uns live nur ein einziges Mal dargeboten wurde und auf dem Album somit als (Fast-)Studiolied ein echtes Novum ist.
Nur das Titelstück wurde noch nicht erwähnt. 'Songs About the Sun' eröffnet das Album mit der Feststellung, dass Lieder über die Sonne überflüssig sind. Dass das Album gerade mit diesem Lied, und vor allem mit nichts als einer verzehrten E-Gitarre anfängt, stimmt mich sehr glücklich. Die Erwartungshaltung an den Inhalt muss schließlich an irgendeiner Stelle enttäuscht werden und dafür gibt es keinen besseren Platz als ganz am Anfang.
Das Album ist eine Herzensangelegenheit. Sicher mögen das alle Musikschaffenden von ihren Werken behaupten, doch hinter diesen gut 40 Minuten Musik stehen fünf Jahre Bandgeschichte, diverse Studiosessions, hunderte Auftritte, Touren, Chaos, kaum zählbare unterschiedliche Besetzungen und die Hingabe an den Moment. Dies ist alles auf Songs About the Sun zu hören und hat für viele Menschen eine große Bedeutung als aktueller oder vergangener Teil ihres Lebens. Es wird für längere Zeit unser einziges Album sein und damit das erste wirkliche Festhalten des sich stetig wandelnden Orchesters in einem Statuts Quo. Außerdem wird es ein Begleiter auf jedes Konzert sein, ein gutes Geschenk an alle neuen und alten Bekanntschaften und Belohnung für das Orchester und alle, die unsere Musik mögen.
Songs About the Sun ist ab 26. Juni 2015 erhältlich als CD und schicke rote Vinylscheibe (inklusive CD) überall wo es Tonträger gibt, und als Download auf den gängigen Plattformen. Die allerbeste Möglichkeit es zu kaufen ist natürlich zu einem OMP-Konzert zu kommen und das Album direkt aus den Händen der Band zu empfangen.
Infos zum Orchester unter: www.ompberlin.de | indiepedia.de
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