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Montag, 28. September 2015

Musik und Nebenwirkungen: Wer bei der Karma Police arbeitet, wird höchstens als Schmeißfliege wiedergeboren

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Es verwandeln sich Dystopien in eine obskure Realität, welche wohl selbst George Orwell als hanebüchene Fantasterei bezeichnet hätte. Sein Zynismus ist schon lange übertroffen, schließlich nennt die Menschheit ihr Überwachungs-TV bereits seit 15 Jahren 'Big Brother'. Auch früher, aber spätestens seit den Snowden-Enthüllungen schwingt bei jeder Meldung in jene Richtung der Gedanke mit, ok, das hätte ich nie gewagt auch nur zu denken, aber schlimmer kann es ja wohl nicht werden. Und dann wird es von Mal zu Mal schlimmer.

September 2015 – Die alles überwachende Spionageabteilung des britischen GCHQ hat eine Software, welche im Grunde sämtliche Vorgänge im Internet speichert (speichern soll), inklusive Anlegung und Auswertung persönlicher Surf-Profile. Ziel: 100000000000 Events speichern und auswerten…pro Tag! Das alles ist nicht mehr in Worte zu fassen, doch warum echauffiert sich ein Musikblog? Richtig, der Name. Wie muss man sich das vorstellen? Begabte, aber durch und durch schlechte Menschen sitzen in einer Runde und umreißen ihre Pläne für die Komplettüberwachung, dann geht eine Hand hoch zur Wortmeldung: „Übrigens, ich hätte da voll den passenden Namen für unser kleines Projekt – Karma Police! Ihr wisst schon, wie das Radiohead-Lied. Passt doch, oder?“



Ist das so abwegig? Vielleicht, aber das Vertrauen in die Menschheit ist bei solchen Begebenheiten fürs Erste wieder zerstört. Das denken sich Menschen aus, deren Karma einen tiefroten Kontostand aufweist. Vermutlich sind sie in aller Regel schon karmainsolvent, aber wenn man eh nichts mehr hat, ist auch alles egal.

Was mag in Thom Yorke vorgehen? Als Joe Strummer Bilder aus dem Zweiten Golfkrieg sah, auf denen Bomben mit der Aufschrift 'Rock the Casbah' zu erkennen waren, hat er geweint. Das muss hart sein. Natürlich gibt es noch mehr Beispiele, unter anderem ''Killing An Arab'. Bei diesem Lied hat der Herr Robert Smith im zarten Alter von 16 einfach nicht einkalkuliert, dass viele Menschen mit Albert Camus und Existenzialismus nichts anfangen können. In dem Fall könnte man noch sagen, selbst schuld, wobei die Wirkung der Band und des Liedes 1976 selbstverständlich nicht vorherzusehen war.
Bei Radiohead verhält es sich anders. Diese Art von Missbrauch war wirklich nicht in kühnsten Untergangsszenarien abzusehen. Spannend wird es nach der Lektüre der Aussagen über den Inhalt des Liedes, welche gut bei Wikipedia zusammengefasst wurden:
Radiohead members used to tell one another that they would call "the karma police" on them if they did something bad. The joke was incorporated into the lyrics and title of the song. Yorke explained that the song was about stress and "having people looking at you in that certain [malicious] way, I can't handle it anymore". Thom Yorke explained the idea of the lyrics to The Independent in 2006, saying, "It's for someone who has to work for a large company. This is a song against bosses. Fuck the middle management!" Yorke and Jonny Greenwood emphasised in interviews that the song had a humorous bent; Yorke said, "[It's] not entirely serious, I hope people will realize that." The song includes the line "He buzzes like a fridge/He's like a detuned radio", a reference to the distracting, metaphorical background noise Yorke calls "fridge buzz". Yorke has said that the idea of fridge buzz is one of the primary themes of OK Computer. "Karma Police" also shares themes of insanity and dissatisfaction with capitalism.
- https://en.wikipedia.org/wiki/Karma_Police
Insbesondere vor dem Hintergrund der Aussagen aus dem 2006er Interview ist die neue Benutzung des Titels doch bemerkenswert. Ist der Genuss des zweifelsohne schönen Liedes jetzt belastet? Ja, denn wie soll man es hören, ohne an jene allumfassende Überwachung erinnert zu werden? Danke, liebes GCHQ.
Wir hätten allerdings einen Alternativvorschlag – benennt euren Orwell'schen Überwachungsdreck doch einfach um in CREEP. Das versaut uns zwar auch ein schönes Lied, ist aber wenigstens in jedem Wortbedeutungssinne die passende Bezeichung.

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