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Montag, 29. Februar 2016

Kitty Hoff - Plot Point Sieben

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Bei Jazz und Chanson wagen wir uns auf bei der Tante Pop selten betretenes Terrain, bar des gebotenen Fachvokabulars. Aber, hinterm ausgelatschten Pfad des eigenen Musikhorizonts geht es natürlich weiter, wie schon der Lindenberg einst sang, also sinngemäß.

Im Grunde ist alles Pop, und aus der Perspektive schauen wir mal auf das neue Kitty Hoff-Album Point Plot Sieben (Spoiler: „42“ und „Drehbuchkonzept“ sind die Antworten auf die Frage nach dem Sinn des Albumtitels).

Für die Band um Kitty Hoff gilt bezüglich des musikalischen Horizonts ähnliches – 'Was ich will (Oumpa 2)' steht kurz davor eine 1a Diskonummer zu sein. Eigentlich fehlt nur noch die sphärische Stimme im 70er Stil (liebe Remixer*innen…). Musikalisch ist die Bemühung um Abwechslung hörbar, denn in den 48 Minuten sind ausgedehnte Instrumentalteile, aber auch geraffte Momente zu hören. Es hält sich zwischen den präsenten Bläsern, Rasseln, Piano und Orgeln gut die Waage. Shuffle-Menschen entginge (wie so oft) ein Album, das als solches am Stück erhört werden sollte.

Inhaltlich bewegen sich die Texte zum Beispiel im dankbaren Feld der Zweisamkeit. Mal irreparabel gestört ('Konjunktiv'), mal glücklich verklebt ('Zusammen'). In 'BonnieundClyde' folgt die beim Titel erwartbare heroische Pärchenfluchtfantasie, die in der ersten Strophe ganz putzig mit einem der schwerwiegensten Verbrechen beginnt, nämlich dem Schwarzfahren.

Wer sich unter anderem 'Jazz' als ein musikalisches Label aufdrückt, und dann auch noch mit 'Jetzt oder nie' auf die in diesem Feld gern als 'Jazz oder nie' genutzte Bezeichung für Jamsessions anspielt, läuft akut Gefahr der Muffigkeit bezichtigt zu werden. Das so betitelte Lied über bleiernden Stillstand und dem Wunsch nach Aufbruch entgeht der Falle zum Glück.
„Jetzt oder nie, Herz und Mund und Tat und Leben, ab morgen wird’s von mir ein nagelneues Update geben. Ja!“
Antipodisch dazu verhält sich 'Wo nichts ist', das sich der Apathie verschrieben hat.
„Je suis plongée dans la prairie, in perfekter Apathie.
Ohne Texte und Tamtan, niemand rennt und nichts kommt an.
Tief im Vakuum der Zeit und zu keinenm Sprung bereit.“
Und wiederum passend dazu nörgelt 'Richtig und falsch' über die doofen doofen Wahlmöglichkeiten im Leben. Weg damit. Wozu gibt es Maschinen? Die sollen entscheiden. Halt, Moment. Das machen sie ja bereits im erheblichen Maße für uns, Stichwort 'Filterblase'. Die hätte als zusätzliche Strophe ganz gut in 'Was ist dran' gepasst, ein Lied über die von uns allen geteilte Verwirrung ob der sozialen Medien und ihre Wirkung auf unser Miteinander.
„Surfen ist schön zwischen Bloggertürmen und Fäkalienstürmen.
Wir können es seh'n: das Ganze ist die Freiheit pur ohne Gesetz und Treueschwur.
Wählen ist schon zwischen Profilegsichtern und neuen Liebeslichtern.
Wir woll'n es seh'n wie einen großen Märchenwald, doch werden wir so langsam alt…
Was ist dran an all den Netzten, in die wir selbstverständlich fall'n, denn wir woll'n Teil sein von uns allen.
Was kommt dann nach Fallgesetzen, wenn wenn wir am Ende einsam sind?“
In diesem Sinne mit Peter Lustig: „Und jetzt: Abschalten!“

(Ok, das Album kann gerne noch eine Runde drehen…)



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