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Dienstag, 31. Mai 2016

Udo Lindenberg - Daumen im Wind

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Uns ist ja schon einmal aufgefallen, dass Udo Lindenberg mal ganz und gar großartig war. Wir wollen seinem heutigen künstlerischen Schaffen auch nicht unbedingt unterstellen, schlimm zu sein. Nur können wir da nicht so viel mit anfangen. Dass Herr Lindenberg auf seine älteren Tage so erfolgreich ist, das gönnen wir ihm. Und wenn es nur wegen der Lieder ist, die man auf seinem Album 'Daumen im Wind' finden kann (1972).

Noch verrückter als die Tatsache, dass es sehr lange brauchte, bis mir die Bedeutung Udo Lindenbergs vor seinem Comeback bewusst wurde, ist die, dass eine ARD Dokumentation daran Schuld ist. Man mag von Udo Lindenberg halten, was man will, er sagt ziemlich unterhaltsame Sachen und der Großteil davon ist auch noch verdammt klug. Nun und damals, da war er wohl einer der revolutionärsten deutschen Musiker. Wirklich.

Nicht nur, dass er ein ziemlich gewitzter Schlagzeuger war, beispielsweise als Gastmusiker von Klaus Doldinger - Udo Lindenberg hat es verstanden, Musik zu machen, die mit deutschen Texten nicht annähernd so holprig klingt, wie ein Großteil deutschsprachiger Musik. Teilweise heute noch. Und er hat grandiose Melodien geschrieben.

In der bereits erwähnten ARD Doku, die ganz ok und doch zeitweise wie ein reiner Werbefilm daherkam, den nur Udo Lindenberg selbst zu unterbrechen wusste, lief kurz ein Ausschnitt eines Liedes. 'Daumen im Wind' ist gleichzeitig auch der Titelsong des 1972 erschienenen Albums von Lindenberg. Und so wundervoll folkcountryliedermacherig eben dieses Lied klingen mag, so ist es nicht nur überhaupt nicht wegweisend für das gesamte Album, sondern eine langsame Annäherung an das, was noch passieren wird. 

'Good Life City' ist ein Juwel von einem Lied. So herrlich unvorhersehbar. Und es zeigt ungefähr das, was 'Daumen im Wind' in voller Länge macht: Stilrichtungen vermischen, keinen Gedanken an Mainstream oder Underground zu verschwenden und vor allem, Texte und Musik hervorzubringen, die mit Udo Lindenbergs durchaus vorlauten Art zu vergleichen ist. Textzeilen wie "Mein Onkel ist Zauberer, in Bonn am Rhein. Kaninchen im Zylinder und Tauben im Hosenbein. Hokuspokusmann, hat 'ne Menge drauf. Doch eines gibt's, was er nicht kann, eine bessere Welt kann auch er nicht zaubern. Da muss man sich schon selbst drum kümmern und ich fang' jetzt damit an." Herrlich. 

Plötzlich findet man sich auf 'Daumen Im Wind' in jazzigstem Gegnidel wieder und keine Minute später sind da ganz große Pop-Momente dabei. Mag ja sein, dass wir da einige Jahre auf dem Schlauch standen. Aber wie die Tante Pop nun einmal sagt: es muss ja nicht immer neu sein. Hauptsache man entdeckt es (für sich) und die Musik macht das, was sie kann: begeistern. Udo Lindenbergs 'Daumen im Wind' macht das. Manchmal, da berührt dieses Album auch. Und verdammt noch mal, das ist toll. Denn selbst ein schnulziges Lied wie 'Hoch im Norden' hat da ganz tief in sich drin eine plakativ verpackte, einfache Wahrheit. Zudem scheint es selbst eine Band wie Dr. Dog (die uns sehr, sehr, sehr am Herzen liegt) auf seltsame Art erreicht zu haben. Anders ist uns die Ähnlichkeit mit ihrem 'Distant Light' nicht zu erklären. Aber nun wirklich nicht. Udo Lindenbergs 1972er Ich muss irgendwo noch auf Tour gehen. In Amerika. Oder so.

Im Ernst, ein Lied wie 'Alkoholmädchen' beschreibt etwas, mit dem sich sehr viele Menschen gar nicht erst beschäftigen möchten. Schon gar nicht in solch einfachen Worten. Wenn, dann muss es metaphorisch umschrieben werden. Nein, muss es nicht.




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